PERRY-RHODAN-Kommentar 2363


HAYOK


Weil es vor allem auf Hayok und Korphyria eine ganze Reihe Artefakte und Ruinen gab, wurde schon lange vor dem endgültigen Beweis angenommen, dass es sich um lemurische Hinterlassenschaften handeln müsse. Und in der Tat stellte sich heraus, dass der rund 2140 Lichtjahre oberhalb der Milchstraßenhauptebene gelegene, 128 Sterne umfassende und vierzehn mal zwölf mal zehn Lichtjahre große Hayok-Sternenarchipel vor rund 55.000 Jahren als 21. Tamanium zum Großen Tamanium der Lemurer gehört hatte. Die Welten wurden seinerzeit von den Halutern quasi in die Steinzeit zurückgebombt, gefolgt von einem langsamen, mühsamen Wiederaufstieg.

Hayok hieß bei den Lemurern Atrut, was soviel wie »vorwärts, empor« bedeutete. Der einzige Planet der gleichnamigen kleinen roten Sonne gehörte zu den im Lemurischen Kriegskalender aufgeführten Psionischen Bastionen: In die Planetenkruste war eine beachtliche Menge stabiler Psi-Materie eingepflanzt worden, um mit den sie umgebenden starken Energiefeldern und der von ihr emittierte Streustrahlung die Haluter lethargisch werden zu lassen.

Wo sich die Etamo-Lagune ausdehnte – in Wirklichkeit ein riesiger Krater als Hinterlassenschaft jenes entscheidenden Haluterangriffs im 91. Kriegsjahr, dem damals auch das Ulbradan-Sonnendreieck durch einen gewaltigen Paratron-Aufriss zum Opfer fiel –, hatten unter anderem einmal die drei Steuerpyramiden des Sonnentransmitters aufgeragt. Sie wurden vernichtet wie auch weite Bereiche der erst 1311 NGZ wieder entdeckten subplanetarischen Anlagen. An der Position des Sonnendreiecks wiederum hatte es eine bleibende »Verzerrung« oder »Deformierung« des Raum-Zeit-Gefüge gegeben, die bei der Öffnung des Sternenfensters nach Tradom ausgenutzt wurde.

Den hartnäckigen Forschungen des Zaliters Trerok war zu verdanken, dass die unterhalb der lemurischen Tiefbunkeranlagen gelegene Station der Oldtimer in rund 1200 Metern Tiefe entdeckt wurde. Auf einer Grundfläche von annähernd zwölf mal zwölf Kilometern erstreckte sich bis in Tiefen von fast dreitausend Metern das Areal, in dem sich lemurische mit querionischer Bauweise vermischte – zugänglich allein durch den Geheimtransmitter, den Trerok nach einigem Zögern benutzt hatte.

Am 10. Mai 1312 NGZ musste er allerdings feststellen, dass sich die Situation grundlegend verändert hatte. Der lemurische Teil der Station hatte den Kontakt zum querionischen verloren und reagierte weder auf seinen Maranothar-Status noch auf die Impulse der Mikromodule. Mehr noch: Die aufgestellten Messgeräte lieferten eindeutig die Bestätigung, dass die querionischen Aggregate zu einer rätselhaften Aktivität heraufgefahren wurden!

Damals ein weiteres Rätsel, da die Querionen seinerzeit schon mit Hayok einen Planeten künstlich platziert und hier ihre Station einrichtet hatten. Hinzu kam, dass die »Herkunft« des Sternenarchipels astrophysikalisch nie hatte befriedigend geklärt werden können. Fest stand in jenen Jahren nur, dass die Sterne ein Alter von etwa acht Milliarden Jahren hatten, während normalerweise offene Sternhaufen dieser Art selten mehr als vier bis fünf Milliarden Jahre alt waren oder gar deutlich jünger.

Querionen, dann Lemurer und die Öffnung des Sternenfensters nach Tradom: Die Einzelereignisse schienen voneinander unabhängig sein, aber irgendwie doch mit den »besonderen Bedingungen« des Sternenarchipels zusammenzuhängen.

Wie sich dann rings um den Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ herausstellte, waren die Sterne des Archipels nur der im Standarduniversum verbliebene »Rest« des insgesamt 340 Lichtjahre durchmessenden und etwa 220.000 Sonnen umfassenden Sternenozeans von Jamondi, dessen endgültige Materialisation am 8. September 1332 NGZ um 10.16 Uhr stattfand, nachdem er seit 6.999.037 vor Christus in einen Hyperkokon gehüllt, somit vom Standarduniversum abgeschottet und mit eigenem Zeitablauf ausgestattet gewesen war.

Zuvor hatten schon die Auskünfte des Cremashen Aago von Gem erstes Licht in die Angelegenheit gebracht: Als die eigentliche Aufgabe seiner querionischer Herren – die Bändigung des Suprahets und die Hilfe für den Ritter der Tiefe Armadan von Harpoon im Großen Galaktischen Krieg gegen die Horden von Garbesch – längst getan war, verloren sie als Barkoniden nahezu jeden weiteren Existenzsinn. Ähnlich, wie es anderen Völkern ergangen war, die einen Schwarm erbaut hatten, drohte auch ihnen die Degeneration. Ein kleiner Teil aber stellte sich der neuen Anforderung, die die Superintelligenz ES an sie herantrug – sie fungierten fortan als neue Wächter über die Hyperkokons und verfügten auf Hayok sogar über einen Zeitbrunnen ..

Rainer Castor