PERRY-RHODAN-Kommentar 2337


AUFMARSCH-BILANZ


Fast exakt ein Jahr ist vergangen, seit die Mikro-Bestien der Terminalen Kolonne TRAITOR bei der Aufbaukonferenz der Völker zuschlugen und im Gegenzug – mit viel Glück! – das Kolonnen-Fort TRAICOON 0098 vernichtet werden konnte. Seither wissen wir auch, dass die ursprünglich 58 Kolonnen-Forts sowie die parallel zu ihrem Aufbau und ihrer Fertigstellung angelieferten Chaos-Geschwader mit je 484 Traitanks nur die erste Welle darstellen.

Inzwischen sind zwar Kolonnenfähren und diverse andere Kolonnen-Einheiten bis zu den riesigen TRAICAH-Fabriken in Erscheinung getreten, Dunkle Obelisken wurden stationiert, und die TRAITOR-Direktive wurde verkündet, aber das alles kann und darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der eigentliche Aufmarsch der Chaosmächte in der Milchstraße und den übrigen Sterneninseln der Lokalen Gruppe noch längst nicht abgeschlossen ist – ganz zu schweigen vom tatsächlichen Beginn der wie auch immer gearteten »Ressourcen-Verwertung«.

Noch steht die Ankunft der rätselhaften Progress-Wahrer aus, noch ist die zweite Welle mit über 2000 Kolonnen-Forts nicht eingetroffen – und doch wurde uns die Überlegenheit der Kolonne schon in einem erschreckenden Maß vor Augen geführt. Wir wissen, dass TRAITOR im intergalaktischen Rahmen agiert; wir wissen, dass die für die Galaktiker so fatalen Auswirkungen der Hyperimpedanz-Erhöhung auf die »supratronisch« arbeitenden Aggregate der TRAITOR-Truppen wenig bis gar keine Wirkung haben, sondern weiterhin Leistungswerte gestatten, die jenen der Zeit vor dem Hyperimpedanz-Schock entsprechen oder gar übersteigen.

Andererseits hat sich herausgestellt, dass die Erhöhung der Hyperimpedanz auch für TRAITOR Konsequenzen hat – mag die technologische Überlegenheit beträchtlich sein, so wirkt sich beispielsweise die beschleunigte Auslaugung von Hyperkristallen ebenfalls aus und stellt zumindest eine gewisse Behinderung dar. Ähnliches gilt für den negativen Einfluss von Naturgewalten wie die extremen Hyperstürme, die die Raumfahrt insgesamt beeinträchtigen. Kolonnen-Einheiten mögen Letzteres zwar besser als die der Galaktiker wegstecken, aber auch sie sind bei Werten von 100 und mehr Meg über viele hundert oder tausend Lichtjahre Ausdehnung unweigerlich betroffen.

Hinzu kommt, dass die immer offensichtlicher werdenden »Fehlinformationen« der so genannten Dunklen Ermittler auf Probleme in der Terminalen Kolonne hindeuten. Noch ist unklar, wie diese einzuschätzen sind – Intrigen und Machtkämpfe innerhalb von TRAITOR könnten hier ebenso eine Rolle spielen wie »unbekannte Helfer«, die mit gezielter Sabotage vorgehen, sofern es nicht sogar eine Kombination dieser Elemente ist.

Nehmen wir alle diese Informationen zusammen, lassen sich einige Schlüsse ziehen: Obwohl sich deutlich zeigt, dass mit und durch TRAITOR tüchtig geklotzt und keineswegs nur gekleckert wird, läuft das Ganze bislang noch sehr auf »Sparflamme«, denn der Aufmarsch hat das entscheidende Stadium noch gar nicht erreicht! Dunkle Obelisken und TRAITOR-Direktive zeigen zwar die Richtung auf, aber vor der Ankunft der Progress-Wahrer und der zweiten Welle kann von einem endgültigen »Zuschlagen« noch keine Rede sein.

Bei allen bislang stattgefundenen Aktionen darf nicht vergessen werden, dass man zweifellos einem Zeit- und Logistikplan folgt und diesen Zug um Zug umsetzt. Durchaus möglich, dass – neben der auf allen Gebieten wiederholt betonten »Ressourcenschonung« – auch eine gewisse »Arroganz der Überlegenheit« eine Rolle spielt. Aber unter dem Strich sollte das bei der Kolonne durchaus zu beobachtende »eher zögerliche Vorgehen« weniger verwundern, zumal es durchaus Sinn ergibt: Warum vorzeitig mit unvollständig aufmarschierten Kräften angreifen und womöglich unnötige Verluste – über die schon erlittenen hinaus – riskieren oder durch unnötige Konzentration der Kräfte den Rest unkontrolliert lassen, wenn es später umso leichter sein wird, den Machtanspruch TRAITORS konsequent und umfassend durchzusetzen?

Dass es dennoch zunehmend ernst wird, zeigt der Angriff der 36 Chaos-Geschwader mit insgesamt 17.424 Traitanks auf das Solsystem. Er offenbart allerdings auch, dass TRAITOR vor dem endgültigen Abschluss des Aufmarsches tüchtig jonglieren muss: Je mehr Traitanks bei einem Ziel versammelt sind, desto weniger bleiben für den Rest der Milchstraße und ermöglichen somit Verstöße gegen die TRAITOR-Direktive und sonstige Aktionen. Noch hält der TERRANOVA-Schirm dank Nukleus der Monochrom-Mutanten und Salkrit – es fragt sich aber, wie lange ...

Rainer Castor