PERRY-RHODAN-Kommentar 2331


BAUSTELLE SOL (II)


Beim Umbau der SOL bis Ende 1329 NGZ wurde komplett auf die Installation von Syntroniken verzichtet, nicht zuletzt auch, weil in der Milchstraße schon durch die KorraVir-Gefahr vermehrt eine Umstellung auf Hybrid-Systeme erfolgt war. Sämtliche Rechner, Steueranlagen und Roboter wurden somit positronisch, biopositronisch oder hyperinpotronisch ausgelegt. Das betraf auch SENECA: Um die von Shabazza eingesetzte Nano-Kolonne auszuschalten, war die Partition III von SENECA am 10. Januar 1291 NGZ zerstört worden; sie wurde beim Umbau durch einen Nachbau ersetzt, so dass SENECA wieder eine Rechnerkapazität von hundert Prozent hatte.

Bereits 1328 NGZ hatte sich die psionische Aura, die die SOL als Thoregon-Einheit identifiziert hatte, in einem zwei Monate dauernden Prozess endgültig verflüchtigt.

Zur neu hinzugekommenen Low-Tech-Redundanzausstattung gehörten neben weiteren und neuen Fusions- und Nug-Schwarzschildkraftwerken und weniger störanfälligen Sphärotraf- und Zyklotraf-Speichern vor allem neue Protonenstrom-Impuls- und Gravotron-Triebwerke, die von Tangens dem Falken mitentwickelten Hawk I für den Linearflug sowie Transitions-Aggregate für den Notfall. Im Offensivbereich nachgerüstet wurden MVH-Sublicht- und -Überlicht-Geschütze sowie Paratronwerfer, während die Zahl der Transformgeschütze reduziert und überdies die alten durch neue ersetzt wurden.

Ausgangspunkt der Veränderungen waren die Erkenntnisse, die in die neuen, seit 1320 NGZ auf den zehn geheimen Werftwelten und Luna produzierten Modulraumer der ENTDECKER-II-SATURN-Klasse und des geheimen Projekts PRAETORIA eingeflossen waren. Von diesen übernommen wurden folglich auch die neuen Leichten Kreuzer der MERKUR- und DIANA-Klasse, die ergänzend zu den oder teilweise auch anstelle der vorhandenen Beiboote an Bord gekommen waren.

Beim Aufenthalt in Hangay stand bis zum Hyperimpedanz-Schock vom 11. September 1331 NGZ das gesamte Potenzial der SOL zur Verfügung – einschließlich der Permanent-Zapfer und des Hypertakt-Triebwerks. Demgegenüber war in den Jahren nach der Notlandung auf Ultrablau zunächst sehr viel Grundlagenforschung erforderlich, der erst im zweiten Schritt Umrüstung und Anpassung folgen konnten. Simulationsrechnungen hatte es hinsichtlich der bevorstehenden Hyperimpedanz-Erhöhung Zigtausende gegeben, doch die eigentliche Realität war dann doch etwas anderes. Quasi das gesamte Schiff wurde nach und nach in seine Baugruppen und Bestandteile »zerlegt«, um diese detailliert zu überprüfen, zerfallene oder wirkungslose Hyperkristalle auszutauschen und auf die neuen hyperphysikalischen Bedingungen zu optimieren.

Während beispielsweise die insgesamt 2400 Haupt-Fusionsreaktoren mit einer Gesamtleistung von immerhin durchaus beachtlichen 5,79 E+16 Watt weitgehend anstandslos funktionierten, musste trotz der schon geleisteten Vorarbeit des Umbaus bei den Nugas-Schwarzschild-Reaktoren einiges investiert werden, um sie wieder zu zuverlässig laufenden Aggregaten zu machen. Neben der notwendigen Reduzierung des Standard-Protonenverbrauchs verschlangen die Aufrechterhaltung der Reaktion sowie weitere Sekundärprozesse nun vierzig Prozent der erzeugten Bruttoleistung, während andererseits die Lagerdichte der Nugas-Speicher aus Sicherheitsgründen von vorher 200.000 auf jetzt 50.000 Tonnen verringert werden musste.

Vergleichbare Schwierigkeiten und Probleme gab es auf allen Gebieten und bei allen Aggregaten, die überdies mit reinen Bordmitteln anzupassen oder gar neu zu bauen waren. Maßgeblich war vor allem das Hyperkristall-Problem: Howalgonium war instabil geworden und brachte kaum Wirkung, andere Sorten erwiesen sich zwar als besser brauchbar, konnten jedoch die Wirkungsgrade und Stabilität des alten Howalgoniums nicht ansatzweise ersetzen. Sowohl das Hypertakt-Triebwerk als auch die alten Permanent-Zapfer, aber ebenso Hyperkon-Sublichttriebwerke und etliche andere Aggregate können mit den in der SOL zur Verfügung stehenden Hyperkristallen nicht mehr betrieben werden; für diese wird es keinen Umbau und keine Modifikation geben.

Kaum weniger gravierend war und ist allerdings, dass die Lineartriebwerke in Gestalt der Hawk I keinen annähernden Ersatz bieten und hinsichtlich erreichbarem Überlichtfaktor wie auch vor allem bei der Reichweite gegenüber früheren Werten durchaus »jämmerlich« wirken. Allen Optimierungen und Versuchen zum Trotz ist hier der Stand von 1342 NGZ mehr als ernüchternd: Es reicht nicht einmal aus, um von Ultrablau aus Hangay zu erreichen – von einer Rückkehr in die Milchstraße ganz zu schweigen ...

Rainer Castor