PERRY-RHODAN-Kommentar 2304


DIE LFT NACH DEM HI-SCHOCK (I)


Die LFT-Regierung ließ in den Jahren ab 1312 NGZ keine Gelegenheit aus, vor den mit der »Modifikation des Hyperphysikalischen Widerstandes« verbundenen Gefahren zu warnen. Sie ging mit gutem Beispiel voran, indem sie mit exorbitantem finanziellem Aufwand versuchte, sämtliche Planeten der Liga Freier Terraner in den wichtigsten Grundlagen zu Selbstversorgern zu machen und die Grundlagenforschung voranzutreiben. Dennoch wurde die Ankündigung selbst in den eigenen Reihen meist eher mit Skepsis aufgenommen.

Ein Grund hierfür war nicht zuletzt der mit der Warnung verbundene Hinweis, es handele sich um eine universumsweite Modifikation, die von den Kosmokraten angeblich zur Einbremsung des »Lebens an sich« vorgenommen würde. Der Hinweis kam, ohne dass klar gewesen wäre, wie eine Manipulation diesen Ausmaßes überhaupt bewerkstelligt werden könne – von der Fragwürdigkeit hinsichtlich des Warum ganz zu schweigen. Selbst heute, mehr als zwölf Jahre nach dem Hyperimpedanz-Schock, gibt es genügend Wissenschaftler, die einen kosmokratischen Eingriff wie auch immer gearteter Natur in Zweifel ziehen und eher von einem natürlichen Prozess ausgehen, der vielleicht alle paar Milliarden Jahre als zyklische Fluktuation stattfindet – verbunden mit dem Hinweis, dass sich die Kosmokraten in Kenntnis dessen quasi mit »fremden Federn« geschmückt hätten.

Dass eine Hyperimpedanz-Erhöhung eingesetzt hatte, konnte ab etwa 1315 NGZ durch entsprechende Messungen vergleichsweise schnell nachgewiesen werden. Bezogen auf den Endpunkt der Entwicklung und die damit verbundenen Wirkungen und Konsequenzen herrschte jedoch Unklarheit, obwohl mit fortschreitender Erhöhung die Genauigkeit der Simulationen zunahm. Von der grundlegenden Skepsis abgesehen, war vor allem dies mit ein Grund, weshalb etliche galaktische Völker davon absahen, irgendwelche Vorbereitungen zu treffen. Wie auch, wenn nicht einmal klar war, was genau wann passieren würde?

Schon vor dem eigentlichen Hyperimpedanz-Schock vom 11. September 1331 NGZ wurde klar, dass die Primäreffekte – erhöhter Energieverbrauch, verringerter Wirkungsgrad, beschleunigtes Auslaugen der Hyperkristalle, größere Anfälligkeit gegenüber äußere Einflüsse – leider nur eine Seite der Medaille war. Mit den Sekundäreffekten in Gestalt der extrem verstärkten und gehäuft auftretenden Hyperstürme gab es eine Nuss zu knacken, die selbst ohne die Hyperimpedanz-Erhöhung sogar bei voller Funktionsbereitschaft der alten Technik zu massiven Behinderungen geführt hätte.

Ebenso Pech wie starke Behinderung für die LFT war und ist jener mit rund 2000 Lichtjahren Durchmesser fast den gesamten LFT-Innenbereich umfassende Hypersturm. Dessen »Epizentrum« hat sich direkt vor Terras »Haustür« beim Antares-Riff rings um den 172 Lichtjahre von Sol entfernten Doppelstern Antares dauerhaft festgesetzt; ein Ende ist nach wie vor nicht in Sicht. Die beste Vorbereitung nützt nämlich leider herzlich wenig, wenn bei Werten von 100, 150, 200 oder noch mehr Meg Wirkungen zu beobachten sind, die sich zum Teil gegenseitig aufschaukeln und neben den hyperphysikalischen sogar konventionelle Anwendungen massiv »aus dem Ruder werfen«. Gründe dafür können das Auftreten von raumzeitlichen Verzerrungen, das Aufklaffen von Tryortan-Schlünden oder eine normalphysikalische Störstrahlung sein oder schlicht und einfach die Tatsache, dass es zu EMP-ähnlichen Schlägen kommt.

In den Jahren 1332 und 1333 NGZ erweckten diese Schwierigkeiten leider bei manchem Beobachter den absolut falschen Eindruck, die Terraner stünden trotz ihrer Vorbereitung als »größte Deppen der Milchstraße« da. Dieses Bild hat sich jedoch spätestens seit der Ankunft des Fragmentraumer-Konvois der Posbis mit 20.000 3000-Meter-BOXEN im Solsystem am 23. Februar 1334 NGZ geändert. Die politische Entwicklung der Jahre seit 1291 NGZ hatte anfangs den »Drang zu Terra« verstärkt, weil die Drohung, als blockfreie Welt vom Kristallimperium als »leichter Happen« vereinnahmt zu werden, die Systeme zur LFT zog. Dieser Trend hatte sich zwar verlangsamt, gewann ab 1334 NGZ aber wieder deutlich an Fahrt: Mit Stichtag 1. Januar 1344 NGZ gehören 3143 Welten voll und ganz der LFT an.

Die Zahl der darüber hinaus assoziierten Systeme und Staaten beträgt 4994 Siedlungswelten – hiervon entfallen 3872 auf größere Sternenreiche, die restlichen 1122 sind kleine Bündnisse oder Einzelplaneten. Zusammen mit den direkten LFT-Welten sind somit insgesamt 8137 besiedelte Planeten dem terranischen Einflussbereich zuzurechnen – mehr als das Solare Imperium jemals hatte!

Rainer Castor