PERRY-RHODAN-Kommentar 2299


UND NUN?


Die Schlacht um das Solsystem ist geschlagen, unter beachtlichen Verlusten gelang es quasi im allerletzten Augenblick, sämtliche Kybb-Titanen auszuschalten und die Nova-Zündung der Sonne zu verhindern. Da der »Point of no return« noch nicht überschritten war, gehen die Verantwortlichen rings um Rhodan zu Recht davon aus, dass sich die aufgeheizten Prozesse mit der Zeit von allein beruhigen und bald wieder Normalität einziehen wird. Zumindest was diesen Punkt betrifft.

Da der ehemalige Schutzherr Gon-Orbhon befreit und das Stock-Relais vernichtet werden konnte, ist auch diese Gefahr beseitigt. Abermillionen von Beeinflussten sind wieder in die Freiheit entlassen – und es bleibt abzuwarten, ob und wie sie die geistige Versklavung und die zum Teil in dieser Zeit verübten Verbrechen verkraften. Juristisch wird es für diese nachweislich Übernommenen kein Nachspiel im Sinne einer Verurteilung geben, wohl aber eine dringend notwendige psychotherapeutische Nachbehandlung und Begleitung. Hinsichtlich der aus freien Stücken im Sinne von Gon-O Handelnden – neben willfährigen »Mitläufern« leider viele Überzeugungstäter – werden die LFT-Gerichte dagegen zweifellos noch einige Arbeit bekommen.

Neben der anstehenden Trauer und Verarbeitung ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Und hierbei ist zunächst der ernüchternden Tatsache ins Auge zu sehen, dass zwar die direkte Bedrohung durch Tagg Kharzani, Kybb-Titanen und Gon-O überwunden ist, die grundlegende Problematik jedoch, dass sich durch die Aus- und Nachwirkungen des Hyperimpedanz-Schocks eigentlich alles verändert hat, unverändert als gewaltige Herausforderung ansteht. Mit einem reinen »Aufräumen« ist es also in den Jahren ab 1333 NGZ nicht getan.

Fortan ist bereits die Milchstraße – für lange Zeit angesichts der erzielbaren Reisgeschwindigkeiten und Raumschiffreichweiten fälschlicherweise als »Dorf« angesehen – ein weitgehend unbekanntes und gefahrvolles Terrain, von den bis auf weiteres unerreichbaren übrigen Galaxien in den Weiten des Standarduniversums ganz zu schweigen. Niemand kann derzeit sagen, was sich alles durch den Hyperimpedanz-Schock geändert hat, welche und wie viele Zivilisationen unter Umständen mangels Vorbereitung in Primitivität zurückgeworfen wurden oder gar komplett untergegangen sind oder was neben den früheren Hyperkokons sonst noch aus Hyperraum- und sonstigen »Verstecken« förmlich hervorgepurzelt ist.

Aufbauarbeit, Forschung und Neuentwicklung, um mit den Folgen der Hyperimpedanz-Erhöhung fertig zu werden, müssen fortan Hand in Hand gehen mit der Erkundung des riesigen Neulands – sei dieses nun »nur« die veränderte Milchstraße, in der weiterhin die gewaltigen Hyperstürme toben, sei es »wirkliches« Neuland in Gestalt der bislang verborgenen Sternengebiete der Hyperkokons, unter denen sich, wie aus den Hinweisen von Schildwachen und anderen seinerzeit zum Schutzherren-Orden Gehörenden wie Gon-Orbhon und Carya Andaxi hervorgeht, einige »dicke Brocken« mit Abermillionen Sternen befinden.

Einigermaßen »bekannt« sind uns hiervon zunächst nur der Sternenozean von Jamondi und der Arphonie-Haufen direkt vor Terras Haustür. Nicht sonderlich weit entfernt oder in der Nähe bisheriger Zivilisationszentren gelegen sind beispielsweise der Ordhogan-Nebel – eine unregelmäßig-nebelhaft geformte Sternenansammlung mit einem Durchmesser von 145 Lichtjahren und 150.000 Sonnenmassen, die nur rund 5000 Lichtjahre vom Sternenozean von Jamondi entfernt ist, wenngleich etwa 2000 Lichtjahre unterhalb der Milchstraßenhauptebene – oder die Dashkon-Sternwolke, die bei 55 Lichtjahren Durchmesser etwa 110.000 Sonnenmassen umfasst und im Herzen des Kristallimperiums die Kugelsternhaufen Thantur-Lok / M 13 und Cerkol / M 92 hoch über der Milchstraßenhauptebene um einen neuen dritten bereichert.

Vorläufig eher außerhalb der Reichweite liegen die beiden mit Abstand größten Neulandgebiete: Der Ketai-Dunst im Tzyriigüü-Sektor nahe Gatas befindet sich 1300 Lichtjahre unterhalb der Milchstraßenhauptebene der Eastside und hat bei einer Ausdehnung von 2200 Lichtjahren annähernd 13 Millionen Sonnenmassen, während zur 8500 Lichtjahre unterhalb der Hauptebene der Nordostseite befindlichen Grymrel-Ballung sogar 32 Millionen Sonnenmassen mit einer Ausdehnung von 3600 Lichtjahren gehören.

Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass im fernen Hangay eine Negasphäre entsteht – mit großer Wahrscheinlichkeit also eine Gefahr, gegen die »Gott Gon-O« eher ein müder Abklatsch gewesen sein dürfte ...

Rainer Castor