PERRY-RHODAN-Kommentar 2270


BITTERE NACHRICHT ...


Es ist unbekannt, ob Hyperdimos Lebewesen oder eine Laune der Natur sind oder im weitesten Sinn mit den Hyperkokons zusammenhängen. Wo immer sie auftauchen, greifen sie Raumschiffe an und strahlen sie in den Hyperraum ab. Dabei gibt es keine Unterscheidung zwischen Freund und Feind. Sie lassen sich nicht instrumentalisieren. Eine Möglichkeit, sie taktisch oder strategisch zu nutzen, gibt es nicht. Nicht einmal die Erhöhung der Hyperimpedanz hat daran etwas geändert. Verhalten und Gefährlichkeit der Hyperdimos sind gleich und unbeeinflusst geblieben. Wer überleben will, geht ihnen aus dem Weg, wo immer er diese Erscheinungen antrifft.

Und nun ist das Schlimmste eingetroffen: Der Weiße Kreuzer ELEBATO existiert nicht mehr – das Schiff General Travers wurde wie jedes andere Raumschiff von einem der beiden angreifenden Hyperdimos verschlungen und in den Hyperraum abgestrahlt. An Bord befanden sich neben dem Führer der Schwadron von Graugischt auch Rorkhete, dazu über 330 Shoziden einschließlich sämtlicher Mitglieder der berüchtigten Todesgruppe sowie der Arkonide Atlan. Eine Nachricht, mit der niemand gerechnet hatte ...

Einem Phänomen wie den Hyperdimos hatte nicht einmal eine ausgesprochene Elitetruppe wie die berüchtigte Todesgruppe der Shoziden etwas entgegenzusetzen, jenes achtzigköpfige Regiment, das in ganz Arphonie eine Legende war. In der Todesgruppe waren die härtesten, effektivsten und skrupellosesten Einzelkämpfer versammelt – das Tödlichste, was die Schwadron von Graugischt zu bieten hatte.

Seit die Gruppe gebildet wurde, hatte sie stets nur achtzig Mitglieder gehabt, und es hätten auch immer nur achtzig bleiben sollen – bis das von Sub-General Dhatone mit eiserner Faust geführte Regiment unterging. Folglich gab es auch immer nur achtzig der zum Markenzeichen gewordenen Schwarzen Kampfanzüge.

Das Anlegen dieser besonderen Rüstungen war für die Mitglieder der Todesgruppe etwas ganz Besonderes gewesen, etwas Rituelles. Wer ihn trug, war kein normaler Shozide mehr, sondern einer von ihnen, von den Achtzig. Achtzig Anzüge, die geschlossen den ganzen Körper bedeckten. Statt des Helms gab es eine breitkrempig Kapuze; darunter befand sich das abgedunkelte Visier. Einmal heruntergeklappt, hatte der Träger des Anzugs keinen Namen mehr, war nicht mehr eine Person, kein Shoziden-Kraftpaket, sondern eine perfekte Tötungsmaschine, nur unterscheidbar an der kleinen Zahl auf seiner Schulter.

Die Zahl auf der Tafel gab immer die Zahl der Tötungen an, die mit der jeweiligen Montur im Lauf der Karriere eines Kämpfers erzielt worden waren. Eine kleine Zahl zeigte in der Regel an, dass alte Anzüge – mit ihren Trägern – vernichtet worden waren. Nur in einem solchen Fall wurde ein neuer Kampfanzug für die Gruppe gefertigt, insgesamt blieb ihre Zahl konstant.

Sollte die ganze Truppe in einen Hinterhalt geraten oder sonst wie ausgelöscht werden, würde es keine Todesgruppe mehr geben. Es gab nur diese eine Todesgruppe in der Schwadron. Eine zweite sollte definitiv nicht wieder aufgestellt werden.

In ihr waren Shoziden vereint gewesen, die lebten, um zu töten. Die Elite ihres Volks – und gleichzeitig dessen Abschaum! Killer, Helden – zugleich der letzte Dreck! Denn wenn es irgendwo in Arphonie brannte, war die Todesgruppe zur Stelle. Ob interne Streitereien im Schattensstaat Andaxis oder ein Einsatz gegen die Kybb – die Todesgruppe klärte die Sache. Ein wilder Haufen von Shoziden, denen jeder, der einigermaßen richtig im Kopf war, weit aus dem Weg ging. Eine Welt für sich, wo gefallene Kameraden ohne die Anwesenheit Anderer bestattet wurden. Selbstverständlich empfanden auch diese harten Frauen und Männer Trauer, Leid und Wut, aber das hatten sie nie nach außen hin gezeigt.

Für Rorkhete war es bereits ein Schock, auf die Artgenossen im Arphonie-Haufen zu treffen. Eine Herausforderung besonderer Art war jedoch die Kontakt zur Todesgruppe gewesen. Vom verachteten und abgelehnten Außenseiter stieg er zum Helden auf. Hinter Dhatones undurchdringbaren Fassade waren Stolz und Achtung zu erkennen gewesen, vielleicht auch eine Spur von Reue, denn ohne Rorkhete hätte es keine Todesgruppe und keine Sternkarte gegeben. Die Kybb hätten ihr Blockadefort mit dem durchgehenden Fusionsreaktor in einer verheerenden Explosion gesprengt. Als keiner der Todeskämpfer darauf achtete, war Rorkhete misstrauisch geworden, den vermeintlich fliehenden Kybb gefolgt und hatte den Reaktor entdeckt.

Aber dann kamen die Hyperdimos ...

Rainer Castor