PERRY-RHODAN-Kommentar 2242


ANPASSUNGSPROBLEME: HYPERFUNK (I)


Neben anderen mehr oder minder großen Problemen und Schwierigkeiten, die die Erhöhung der Hyperimpedanz sowie die sie »begleitenden« Hyperstürme verursachten, kann zweifellos das Abreißen der interstellaren Kommunikation (von der intergalaktischen wollen wir erst gar nicht sprechen) als eins der gravierendsten betrachtet werden.

Immerhin dreht es sich hier nicht nur darum, dass zunächst Nachrichten von anderen Planeten und die dortigen Zustände ausblieben. Wir dürfen nicht vergessen, dass die galaktischen Zivilisationen im höchstmöglichen Grad vernetzt waren, um überhaupt als solche in Erscheinung treten zu können. Staatsgebilde wie die LFT, das Kristallimperium, die Einzelreiche der Blues oder interstellare Zusammenschlüsse wie das Forum Raglund sind politisch wie wirtschaftlich auf diese unsichtbaren Lebensadern angewiesen.

Die auf Hyperfunk basierenden Verbindungen waren hierbei meist in Jahrtausenden gewachsen, hatten sich mit der Zeit immer stärker vernetzt und verästelt und wurden auch durch neue Technik ergänzt. Galaktische Sektoren mit in die Jahrtausende gehender Anbindung wie die Bereiche des ehemaligen Großen, Solaren wie auch Vereinten Imperiums waren hierbei selbstverständlich engmaschiger verbunden als Gebiete, in denen Raumfahrt von jeher erschwert war – beispielsweise das galaktische Zentrum – oder in denen es keine großräumigen Staatstrukturen gab wie in der Southside.

Hyperfunknachrichten wurden entweder über ein Relais oder in direkter Strahlung übertragen. Im interstellaren Raum rings um das Solsystem stehen in Abständen von zwei bis 25 Lichtjahren zahlreiche Hyperfunkrelais. Sie fangen gerichtete Hyperfunkstrahlen auf, die gewöhnlich von einem anderen, noch tiefer im Raum stehenden Relais kommen. (PR-Computer 1138 für das Jahr 426 NGZ)

Die letzte massive Erweiterung hatte es in den Jahren um 1170 NGZ gegeben, als GALORS – Kurzbezeichnung für das Galaktische Ortungssystem – aus den Überresten des ehemaligen Kontrollfunknetzes der Cantaro installiert wurde. Es stützte sich auf die rund 50 Millionen Stationen des ehemaligen Kontrollfunknetzes und diente neben der galaxisweiten Kommunikation auch nachrichtendienstlichen Tätigkeiten.

GALORS fiel nun aber mit dem Hyperimpedanz-Schock ebenso aus wie viele der übrigen Relaisstationen, auf denen das Kommunikationsnetz basierte – sei es, weil sie Hyperstürmen zum Opfer fielen, sei es, weil Hyperkristalle ihren Geist aufgaben oder schlicht und einfach, weil die auf Hyperzapfung und Gravitravspeicher beruhende Primärenergieversorgung ausfiel.

Um sich vor Augen zu führen, mit welchen Möglichkeiten, Reichweiten und Schwierigkeiten gerechnet werden muss, ist es angebracht, einen Blick auf jene Werte zu werfen, die vor dem Hyperimpedanz-Schock als Standard galten.

Für das 35. Jahrhundert des Solaren Imperiums war beispielsweise in dem Kurt-Mahr-Beitrag »Hypersender (I)« auf der LKS im PR-Roman 408, 4. Auflage zu lesen: Wie jeder andere Sender strahlt auch der Hypersender in seiner primitivsten Ausführung ein Feld ab, das sich kugelförmig ausbreitet und dessen Intensität mit dem Quadrat der zurückgelegten Entfernung abnimmt. Andererseits ist es möglich, den Hypersender als Richtstrahlsender auszubilden, so dass die Sendeleistung über einen eng begrenzten Raumwinkel abgestrahlt wird, wobei sich natürlich größere Reichweiten erzielen lassen. Daher ist beim Richtstrahlsender die Reichweite nicht nur von der zugeführten Leistung, sondern auch von der Schärfe der Bündelung des Richtstrahles abhängig.

Als Faustregel kann angenommen werden, dass sich durch Anwendung des Richtstrahlprinzips die Reichweite eines Hypersenders um das Zwanzig- bis Hundertfache (je nach Schärfe der Bündelung) erhöhen lässt. Wir dürfen weiterhin annehmen, dass billigste Ausführungen eines Hypersenders, wie sie etwa an Bord eines kleinen Handelsraumschiffes vorhanden sein werden, eine Normalreichweite von nicht mehr als zwei Lichtjahren und eine Richtstrahlreichweite von höchstens achtzig Lichtjahren haben. Für Kriegsschiffe der mittleren Klassen erhöhen sich diese Werte auf zehn bis fünfhundert Lichtjahre, während bei den Supergiganten wie etwa der MARCO POLO, wo Leistung und Bündelungsschärfe bis auf die Spitze getrieben werden, mit zwanzig Lichtjahren Normalreichweite und knapp zweitausend Lichtjahren Richtstrahlreichweite gerechnet werden muss ...

Vor diesem Hintergrund sind die derzeit erzielbaren Reichweiten in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Sendeleistungen also gar nicht mal so schlecht.

Rainer Castor