PERRY-RHODAN-Kommentar 2240


ZUR LAGE IM MAI 1332 NGZ (I)


Rund acht Monate nach dem Hyperimpedanz-Schock vom 11. September 1331 NGZ kann zwar von einer »Normalisierung der Lage« noch bei weitem nicht gesprochen werden. Es zeigt sich allerdings mehr und mehr, dass auch unter den neuen Bedingungen eine »ganz passable« Raumfahrt möglich ist – zumindest für jene, die nicht jammernd alten Leistungsdaten hinterhertrauern.

Wer sich voll und ganz auf die veränderte Situation einlässt, wird sie zweifellos früher und besser in den Griff bekommen – und ebenso zweifellos mit am Tisch sitzen, denn derzeit werden die Karten neu gemischt, wissenschaftlich, wirtschaftlich, technisch, galaktopolitisch.

Ob sich die neuen Verhältnisse zu einem stabilen Bild entwickeln werden, bliebt abzuwarten. Noch ist vieles im Fluss und kann sich mit dem nächsten großen Hypersturm wieder komplett ändern. Insbesondere das Auftreten dieser Naturgewalten, so musste inzwischen schmerzlich erkannt werden, hat in vielen Fällen Vorbereitungen und Planungen ziemlich über den Haufen geworfen.

Die erhöhte Hyperimpedanz und die mit ihr verbundenen maximalen Leistungsdaten sind nämlich leider nur eine Seite der Medaille. Stark erhöhter Energieverbrauch bei allen hyperphysikalischen Anwendungen vor allem im unteren Bereich des hyperenergetischen Spektrums, verbunden mit der beschleunigten Auslaugung der für diese Wirkungen notwendigen Hyperkristalle, sind nur ein Aspekt. Zweifellos wichtig für die weitere Forschung sowie die Entwicklung leistungsfähigerer Aggregate, aber eben nicht alles.

Die beste Vorbereitung nützt jedoch leider herzlich wenig, wenn bei Hyperstürmen mit 100, 150 oder noch mehr Meg Wirkungen zu beobachten sind, die auch konventionelle Anwendungen massiv »aus dem Ruder werfen« – sei es durch das Auftreten von raumzeitlichen Verzerrungen, normalphysikalische Störstrahlung, durch das Aufklaffen von Tryortan-Schlünden oder schlicht und einfach, weil es zu EMP-ähnlichen Schlägen kommt.

Mindestens drei dieser Megastürme toben derzeit im Bereich von Kristallimperium und Liga Freier Terraner – Orkane, die nicht nur durch ihre Stärke und Größe auffallen, sondern mit nun zum Teil schon fast einem Jahr eine Dauer erreichen, wie sie in vergleichbarer Weise nur aus der Zeit der Archaischen Perioden bekannt waren.

Ebenso Pech wie starke Behinderung für die Terraner ist jener mit rund 2000 Lichtjahren Durchmesser fast den gesamten LFT-Innenbereich umfassende Hypersturm, dessen »Epizentrum« sich im direkt vor Terras »Haustür« gelegenen Antares-Sektor offenbar dauerhaft festgesetzt hat – ein Ende ist nicht in Sicht.

Nicht viel kleiner, inzwischen aber in seiner Stärke etwas zurückgegangen, ohne jedoch komplett abzuflauen, ist der Qa’pesh genannte, der den Hayok-Sternenarchipel als Zentrum hat und seinen Höhepunkt kurz vor dem Hyperimpedanz-Schock bei der Schlacht um Brocken 44 erreichte.

Der dritte schließlich erweist sich als mit Abstand größte, richtet aber zum Glück die wenigsten Schäden an: Mit einer Länge von rund 20.000 und einer maximalen Dicke von bis zu 5000 Lichtjahren erstreckt er sich von der Milchstraßenhauptebene durch den sternenarmen Weltraum bis »hinauf« zum Kugelsternhaufen M 13 alias Thantur-Lok. Seine Stärke pendelt zwischen Werten von 90 bis zu 125 Meg, lokale Einzelspitzen erreichen weiterhin bis zu 150, auch hier verbunden mit wiederholt aufklaffenden Tryortan-Schlünden.

Bereits Anfang Juli 1331 NGZ entstanden, konnten die Arkoniden von Glück sprechen, dass dieser Hypersturm beim Hyperimpedanz-Schock nicht Thantur-Lok selbst heimgesucht hatte wie sein Vorgänger Anfang 1331 NGZ, der den gesamten Kugelsternhaufen hatte erzittern lassen.

Wie sich die Situation in weiter entfernten Gebieten der Milchstraße darstellt, muss bis auf weiteres offen bleiben, weil noch Nachrichten aus diesen Sektoren fehlen. Fest steht allerdings, dass kurz vor dem Hyperimpedanz-Schock Dutzende sehr starke Hyperstürme aus der Southside gemeldet worden waren, Gleiches galt für den gesamten Einzugsbereich des Galaktischen Zentrums, welches sich in einen nahezu unzugänglichen Raumsektor von mehr als fünftausend Lichtjahren Durchmesser zu verwandeln drohte.

Während mindestens vier Hyperstürme in der Eastside tobten, kamen insgesamt noch viele kleine, nur lokal wirksame Sturmgebiete hinzu, die völlig willkürlich auftraten, kurz und heftig aufflackerten und nach kurzer Zeit wieder verschwunden waren. Und es sieht nicht so aus, als würde sich so bald an dieser Situation etwas ändern.

Rainer Castor