PERRY-RHODAN-Kommentar 2236


PROBLEMFALL HYPERKRISTALL (I)


Ausgangspunkt für hyperphysikalische Anwendungen und somit alle Geräte auf Hyperbasis ist ein »Wandler«, dessen eine Seite konventionell vierdimensional und dessen andere fünf- oder n-dimensional strukturiert ist. Der Kern des Wandlers besteht meist aus »hyperaktiven Schwingquarzen«, die bei den Arkoniden als »Hyperkristalle« umschrieben wurden.

Mit ihrer Hilfe werden wechselseitig normaldimensionale Wirkungen auf Hyperniveau, hoch- oder hyperdimensionale auf Normalniveau transformiert. Hyperkristalle oder ihnen vergleichbare »exotische Materialien« sind also aus der Technik nicht fortzudenken, weil die mit ihnen verbundene Wirkung der galaktischen Wissenschaft überhaupt erst den Einstieg in die »Welt des Hyperraums« gestattet. Sie stellen die »Schnittstelle« dar, um hyperenergetische Prozesse und Wirkungen einleiten, steuern und kontrollieren zu können.

Erscheinungen des Standarduniversums einschließlich Masse, Energie und der konventionellen Fundamentalkräfte werden nach den gängigen Modellen als Äquivalente des Höhergeordneten angesehen. Ereignisse im Hyperraum erzeugen »Abdrücke« im Standardkontinuum oder umgekehrt – jeder Vorgang im Standarduniversum spiegelt ein Ereignis im Hyperraum wider.

Die als exotisch bezeichneten Materialien sprengen gemeinhin den Rahmen dessen, was wir als »normale Materie« kennen. Wir haben es nicht »nur« mit Atomen, Molekülen und Ionen, mehr oder weniger komplexen chemischen Verbindungen oder speziellen Legierungen zu tun, sondern mit Zwittergebilden, die eben aus diesem Grund eine erweiterte Anwendung ermöglichen und als »hyperenergetisch-pseudomaterielle Konzentrationskerne« bezeichnet werden.

Vereinfachend gilt, dass in sämtlicher Materie ein gewisser Prozentsatz der exotischen Ausprägungen steckt – ähnlich wie die Elemente im Periodensystem aus verschiedenen Isotopen mit gleicher Protonen-, aber unterschiedlicher Neutronenzahl bestehen, so dass es einen physikalischen Unterschied gibt, während das von den Elektronen bestimmte chemische Verhalten der Isotope des gleichen Elements weitgehend identisch ist.

Während in normaler Materie der exotische Anteil kaum oder gar nicht nachweisbar ist, erlangt er bei solcher mit hyperenergetisch relevanten Komponenten als »pseudomaterielle« Struktur mehr oder weniger stabile Stofflichkeit. Chemische und physikalische Messungen führen deshalb stets zu stark schwankenden Ergebnissen.

Den Hyperkristall genannten Mineralien ist gemeinsam, dass es sich um solche auf Quarzbasis handelt. Die Bandbreite des festgestellten »Atomgewichts« pendelt beispielsweise willkürlich zwischen 0 und 1024; chemisch zeigt sich edelgasähnliche Reaktionsträgheit neben chlorgleicher Reaktionsfreudigkeit.

Die Effektivität des nutzbaren hyperenergetischen Potenzials wurde von den Arkoniden an Hand der Farbvarietät klassifiziert: Violette Criipas erwiesen sich als am effektivsten, gefolgt von blauem Mivelum und grünen Skabol. Gelbe Losol riefen nur katalytische Effekte hervor, während rote Khalumvatt ihre Hyperwirkung nach kurzer Verwendung verloren.

Je nach Anregungsform – mechanisch nach Art eines Piezoeffekts, elektrisch, magnetisch, elektromagnetisch, hyperenergetische Resonanz und dergleichen – ließen sich die unterschiedlichsten Wirkungen erzielen.

Seit die Hyperimpedanz gestiegen ist, sind sämtliche bekannten Hyperkristalle nicht mehr stabil. Sie erschöpfen sich rasend schnell, verlieren ihre stabilen Frequenzwerte, werden unter Belastung unbrauchbar und zerbröseln förmlich zu Staub, verbunden mit einer »Spontan-Teleportation« über wenige Zentimeter bis maximal drei Meter. Nur roter Khalumvatt reagiert auf scheinbar völlig paradoxe Weise: Der als der minderwertigste eingeschätzte Hyperkristall zerfällt nicht, sondern bleibt tendenziell stabil. Und genau das dürfte ein Ansatzpunkt sein.

Da es neben den bekannten Hyperkristallen schon immer weitere Exoten wie Luurs-, Zalos- und PEW-Metall, CV-Embinium, Eclisse und dergleichen gab, die aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften einen Zugang zu unterschiedlichen Hyperwirkungen gestatteten, gilt es, nach neuen Schnittstellen Ausschau zu halten, nach anderen konventionellen Abdrücken des Höhergeordneten.

Weil veränderte hyperphysikalische Bedingungen auch veränderte Abdrücke und Widerspiegelungen bedeuten, kann es sogar sein, dass bislang als rein konventionell betrachtete »Dinge« unter Einbezug des Meganon-Faktors und der Hyperimpedanz über stärkere hyperphysikalische Komponenten verfügen und sich entsprechend nutzen lassen.

Rainer Castor