PERRY-RHODAN-Kommentar 2227


WACHWECHSEL


Die Untersuchung der Oldtimer-Station auf Hayok brachte einige interessante Ergebnisse. Seither wissen wir, dass die 128 Sonnen des Sternenarchipels einerseits früher zu dem Kugelsternhaufen gehörten, der irgendwann in den Hyperkokon eingelagert wurde, und dass andererseits in ihnen genau jene Stationen platziert sind, die für diese »Einlagerung« verantwortlich sind. Aufgrund von Hyperstürmen und erhöhter Hyperimpedanz fallen diesen nun nacheinander aus und werden in absehbarer Zeit den gesamten Sternhaufen materialisieren lassen.

Die seinerzeit von den Lemurern genutzte und von Trerok entdeckte Station ist nicht identisch mit jener, die Lotho Keraete nahe Vhalaum im Pen’rakli-Gebirge aufsuchte. Die weiteren Punkte in der »Sternkarte« wurden ebenfalls als Stützpunkte gedeutet: Unter den Stützpunkten auf Urankan-3, H-109-VI und Korphyria, die offenbar in erster Linie der Beobachtung des Sternenozeans von Jamondi dienten, besaß der auf Korphyria die größte Leuchtstärke.

Die Begegnung mit dem Cremashen Aago von Gem bestätigte dann, dass es sich tatsächlich um eine Art Hauptquartier handelte. Von dem »Ewigen Diener« gab es auch die Bestätigung, dass die Zapfstationen in den Spendersonnen, unverzichtbar für die Hyperkokon-Lagerung des Sternhaufens, allesamt dem Untergang geweiht sind – weniger, weil die Primärtechnik zur Kokoneinlagerung betroffen ist, als vielmehr aus dem banalen Grund, dass nun vermehrt normale Sekundärkomponenten wie beispielsweise die zweifellos verwendeten Hyperkristalle ausfallen.

Es ist anzunehmen, dass dies für alle Gebiete gilt, in denen Sternhaufen wie der Jamondi-Sternenozean angemessen wurden. Gleichzeitig wird auch klar, warum es früher nicht zu einem vergleichbaren Komplettausfall kam – beispielsweise wegen der Hyperstürme der Archaischen Perioden, den Toten Zonen oder der Hyperraumblockade mit dem Partiellen Hyperraum-Destruktor durch die Porleyter: In allen diesen Fällen wurden offenbar Sicherheitsmechanismen auf High-Tech-Basis wirksam. Sie verhinderten das Schlimmste oder konnten eine vielleicht doch einsetzende Kokonauflösung frühzeitig genug wieder rückgängig machen. Im Gegensatz dazu ist nun das schwächste Glied in der Kette irreparabel betroffen.

Wichtiger noch ist, dass nach Aagos Informationen im Hyperkokon die Zeit langsamer verging, sich inzwischen der Zeitablauf aber annähernd dem des Standarduniversum angeglichen hat und nun nahezu synchron verlaufen müsste.

Weiterhin sagte Aago von Gem, dass sich in den Hyperkokons – eingekapselt von der Superintelligenz ES! – seit »ewigen Zeiten« zwei Kontrahenten befänden; »eine Gefahr, die zwar einerseits die Vernichtung nicht verdiente – auf der anderen Seite zu gefährlich war, um sie wachsen zu lassen.« Als die beiden Mächte einen Krieg zu führen begannen, der sich als katastrophal für die Zivilisationen der Milchstraße und der »beiden großen vorgelagerten Zwerggalaxien« – gemeint sind ohne Zweifel die Magellanschen Wolken! – zu erweisen drohte, sorgte ES selbst für die Verbannung und Trennung der Kontrahenten.

Wann genau das war, wurde den Herren des Ewigen Dieners nicht mitgeteilt, dürfte jedoch in die Jahrmillionen gehen. Und damit sind wir bei der nächsten Überraschung: Die Hyperkokoneinlagerung ist keineswegs ein Werk der Oldtimer alias Querionen oder Barkoniden, sondern fand viel früher statt!

Nachdem die eigentliche Aufgabe, die Bändigung des Suprahets und die Hilfe für den Ritter der Tiefe Armadan von Harpoon im Großen Galaktischen Krieg gegen die Horden von Garbesch, längst getan war und die meisten Querionen die Milchstraße mit unbekanntem Ziel verlassen hatten, stellte sich ein kleiner Teil der Verbliebenen der neuen Anforderung, die ES an sie herantrug – zweifellos Mitglieder der Hüter der Stationen, die Kundschafter genannten Geheimnisträger, die nicht so recht wussten, wohin sie gehörten.

Als Wächter der Hyperkokons überdauerten Aago von Gems Herren die Äonen – und es mag als Ironie des Schicksals erscheinen, dass sie lediglich ein anderes Wächtervolk ersetzten, dessen Zeit soeben abgelaufen war. Im Lauf der Zeit wurde ihre Zahl immer geringer; sie hörten auf sich fortzupflanzen, die letzten wählten die versteinerte, halb lebendige Existenzform als »Wächter im Hyperfeld«.

Da ES noch keine neuen Wächter berufen hatte, könnte das bedeuten, dass dafür vielleicht die Terraner vorgesehen waren, vielleicht auch Haluter, Linguiden oder andere. Aber wie es derzeit aussieht, wird sich das Problem wohl auf ganz andere Weise lösen ...

Rainer Castor