PERRY-RHODAN-Kommentar 2216


FOLGEN DER ERHÖHTEN HYPERIMPEDANZ (I)


Syntroniken sind im gesamten Solsystem, vermutlich jedoch überall im Universum, komplett unbrauchbar geworden und haben allenfalls noch Materialwert – was schon im Solsystem zu einem ungeheuren Austausch- und Erneuerungsbedarf führt.

Allein die militärischen Sektoren sind weitreichend von der Positronik-Industrie beliefert. Der zivile Sektor dagegen leidet ungeheuren, in seiner Breite noch nicht absehbaren Mangel. Zwar wurde im Zuge der KorraVir-Gefahr die Positronik- oder Posyn-Hybrid-Produktion schon beträchtlich forciert, aber nun steht ein Komplettersatz sämtlicher syntronischer Systeme bevor. Positroniken und Biopositroniken müssen als allgemeiner Standard erst wieder etabliert werden; beide Rechnersysteme liegen allerdings durchaus in Mikro- und Nanobauweise vor.

Die terranische und galaktische Technik kann keine Hyperzapfung mehr durchführen. Es gelingt nicht mehr, energetisch ausreichend höherwertige Kontinua des Hyperraums anzuzapfen – unabhängig davon, ob es sich um Standard-Hypertropzapfer handelt oder solche nach dem Lieberman-Permanentprinzip. Energie liefern fortan vor allem Fusionskraftwerke – entsprechende Reaktoren gibt es seit Jahrtausenden in Mikro- und Großbauweise und ebenso robuster wie bewährter Ausführung.

Bei den Nugas-Schwarzschildreaktoren (NSR), die als ausgesprochene Großgeräte anzusehen sind, wurden dagegen schon gefährliche Fesselfeld-Fluktuationen in den Nugas-Speicherkugeln beobachtet, so dass fortan eine geringere Beladung statt den bislang üblichen 200.000 Tonnen ratsam erscheint. Nugas steht hier für Nukleares Gas und umschreibt ein nur aus Protonen bestehendes Plasma.

Die genormten Standard-Brennstoffbehälter haben einen Durchmesser von zwölf Metern. Im Inneren befinden sich extrem starke Generatoren für das Koma-Verdichtungsfeld, das das Nugas komprimiert und von seiner Umgebung abschirmt. Ohne dieses Schutzfeld würden die Protonen sofort explosionsartig auseinanderstreben und alles in ihrer Umgebung zerstören!

Die eigentliche Nugas-Kugel erreicht netto »nur« 2,2 Meter Durchmesser; in den 5,8 Kubikmetern wird fortan die Masse von 50.000 Tonnen gelagert. Das restliche Volumen des Behälters ist angefüllt mit technischen Geräten zur Aufrechterhaltung und Erzeugung des Fesselfeldes, Antigravprojektoren und Inertern. Hinzu kommt ein autarker Energiespeicher, der die Aggregate etwa fünf Minuten in Betrieb halten kann, falls die externe Stromversorgung nicht angeschlossen ist.

Gravitrafspeicher sind nur noch bedingt einsetzbar und in ihrem »Speichervolumen« beschränkt oder benötigen entsprechend lange, um über die Normalkraftwerke aufgeladen zu werden.

Wie zur Zeit des Solaren Imperiums muss vermehrt auf Kugel- und Ringspeicher zurückgegriffen werden – Sphärotraf und Zyklotraf genannt und zu Speicherbänken zusammengefasst, deren Wirkungsgrad deutlich geringer als bei den Gravitrafs ausfällt. Nachteil ist unter anderem, dass in den Gravitrafs vor allem bedarfsgerecht vom Hypertrop gezapfte Hyperenergie gespeichert wurde, die direkt zu den Endverbrauchern weitergeleitet werden konnte, während nun Wandler und Transformer mit den unweigerlichen Verlusten zwischengeschaltet werden müssen.

Folge der eingeschränkten Energieversorgung ist auch, dass Formenergie-Objekte oder Materieprojektionen kaum mehr eingesetzt werden.

Bei Raumschiffen ist die Hyperfunkreichweite auf fünf Lichtjahre reduziert. Planetare Großfunkstation haben eine größere Reichweite, benötigen allerdings viel mehr Energie. Ein Kontakt Terra-Arkon ist also bis auf weiteres nur über entsprechende Relaisstationen oder per Kurier möglich.

Vom galaxisumspannenden GALORS-Netz gibt es derzeit keine Rückmeldung, es dürfte komplett zusammengebrochen sein. Die Cantaro-Technik arbeitete zwar zum Teil sogar im SHF-Bereich des hyperenergetischen Spektrums, aber auch diese gibt den Geist auf, sobald die Energieversorgung zusammenbricht oder »primitive« Steuertechnik auf Syntronbasis ausfällt ...

Gleiches gilt derzeit auch für die terranischen Satelliten- und Relaisnetze, die erst zum Teil auf Posyn-Hybrid-Technik umgestellt wurden. Möglicherweise gelingt es in den kommenden Wochen, einen Teil der nach wie vor über das All verteilten Alt-Satelliten per Hyperfunk-Fernsteuerung aus ihrem Sleep-Zustand wieder ins Leben zu rufen. Ein paar hundert oder tausend Jahre sind schließlich für einen robust ausgelegten Satelliten im freien Raum noch kein Greisenalter.

Rainer Castor