PERRY-RHODAN-Kommentar 2198


KALEIDOSKOP DER ZUKUNFT


Während sich an anderer Stelle in METANU die Ereignisse zuspitzen und Cairol an Bord der SOL bemüht ist, seinem Herrn und Meister, dem Kosmokraten Hismoom, die »Inkarnation« in einem Manauri-Körper zu ermöglichen, hat auch Perry Rhodan das Erste Thoregon erreicht. Der »unterstützende Schubs« der wiedererwachten Superintelligenz VAIA beförderte ihn direkt ins Zentrum der Ereignisse.

Die Begegnung mit THOREGON in Form der Projektionsgestalt Chabed lieferte Erkenntnisse, denen wir die Eröffnungen Cairols hinzufügen können, so dass sich langsam das Gesamtbild formt. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte haben gezeigt, dass Misstrauen und Skepsis in jedem Fall angebracht sind. Nun aber scheinen die Puzzle-Teilchen weitgehend komplett zu sein.

Ausgangspunkt und Hintergrund des Ganzen ist neben der »ewigen Auseinandersetzung« zwischen Kosmokraten und Chaotarchen die Entwicklung des »Lebens an sich« als drittem Faktor – zunächst gefördert, dann jedoch in einer Weise »aus dem Ruder« gelaufen, die zu ebenso massiven wie drastischen Reaktionen führen.

Erschwerend bei unserer Betrachtung ist natürlich, dass uns die Denkweise der Hohen Mächte und ihre Art zu handeln nach wie vor fremd sind und bleiben – genau wie es umgekehrt wohl in gleicher Weise der Fall ist. Als Beispiel könnte vielleicht das Verhältnis zwischen Mensch und Ameisenhaufen herangezogen werden, wenngleich klar ist, dass alle diese Vergleiche naturgemäß hinken.

Mit dem Anwachsen und der Ausbreitung des Lebens verbunden war und ist das Entstehen einer proportional höheren Zahl von Geistwesen und Superintelligenzen, deren »natürliche« Entwicklung zu Materiequellen und Materiesenken jedoch aufgrund »gegenseitiger Behinderung« ebenfalls aus dem Lot geriet. Damit verbunden wiederum waren forcierte Eingriffe der Hohen Mächte, vielleicht dem Eingriff eines Gärtners vergleichbar, der die unkontrolliert und wild sprießenden Triebe einer Hecke beschneidet und zurückstutzt.

Insbesondere die Superintelligenz THOREGON, aus Raum-Zeit-Ingenieuren hervorgegangen, die in mehrfacher Hinsicht nicht unbedingt die besten Erfahrungen mit den Kosmokraten gemacht hatten, suchte und fand einen Weg, sich dem Kosmischen Konflikt wie auch der eigenen Vernichtung zu entziehen: Das Entstehen der PULSE, das ohne Eingriff von außen ein zufälliges Phänomen war und ist und auch in Zukunft beispielsweise mit der Kollision von Galaxien verbunden sein wird, wurde genutzt, um sich eine Enklave im »Außerhalb« zu schaffen.

Weil eine Superintelligenz mit ihrem »Anker« nur noch bedingt Bestandteil des Standarduniversums ist und sich ansonsten im Hyperraum einschließlich der damit verbundenen Parallel- und Alternativuniversen »aufhält«, ist auch ihre »prognostische Fähigkeit« in keinster Weise zu unterschätzen. Zu jedem Zeitpunkt werden die maßgeblichen Hauptentwicklungen und ihre mehr oder minder wahrscheinlichen Alternativen überblickt, so dass auf sie Einfluss genommen werden kann.

Was für »niedere Lebensformen« in ihrer extrem materiell konzentrierten Form als wenig beeinflussbar, um nicht zu sagen komplett determiniert erscheint – und letztlich sogar ist, weil die zu einer wirksamen Manipulation notwendigen hyperphysikalischen wie paranormal-transpersonalen Mittel meist schlicht und einfach nicht ausreichen –, stellt sich für eine Wesenheit höherer Struktur selbstverständlich als viel offener dar.

Diese Offenheit schränkt sich allerdings auch für Superintelligenzen umso mehr ein, je intensiver ein Vorhaben oder Plan konkret umgesetzt werden und somit für sie konkrete Gestalt gewinnen. Im Extrem haben wir es letztlich sogar mit einer »sich selbst erfüllenden Prophezeiung« zu tun, deren Spielraum gleich null ist – ohne dass die aus diesem Blickwinkel als »unwahrscheinlich« anzusehenden Alternativen im Gesamtgeflecht der parallelen Universen des Multiversums negiert oder gar ausgelöscht würden! Ihre Existenz an sich bleibt unberührt, hat aber nun keinen Einfluss mehr auf die »festgeschriebene Struktur«, die die Wesenheit als für sich maßgebend betrachtet.

Vor diesem Hintergrund sind die Perry Rhodan gezeigten Visionen eindeutig mehr als pure Schaumschlägerei: Aus Sicht der Superintelligenz beinhaltet das »Kaleidoskop der Zukunft« die gleiche Faktizität wie die zurückliegenden rund 20 Millionen Jahre der bisherigen Umsetzung ihres Plans, der durch die im »Außerhalb« der PULSE gelegenen Position THOREGONS sogar die Hohen Mächte mit ihren zweifellos noch weitreichenderen Möglichkeiten in Bedrängnis brachte.

Auch wenn wir an dieser Stelle die Frage nach Sinn oder Unsinn, nach Anmaßung oder Hybris des von THOREGON vorangetriebenen Plans ausklammern, bliebt unter dem Strich dennoch die erschütternde Erkenntnis, dass die Superintelligenz kurz davor stand, auf ganzer Linie Erfolg zu haben ...

... wäre da nicht die Gegenseite, die zwar auf die PULSE und das »Außerhalb« keinen direkten Einfluss hatte und hat, aber keineswegs bereit war, dem Treiben tatenlos zuzusehen. Und die einzige Möglichkeit eines Eingriffes war wohl die gewählte Methode – die Teilnahme als »Doppelagent«, um von innen her gegen THOREGON vorzugehen, während »vordergründig« im Fall von ES die eigene Entstehung durch das Schließen der Großen Zeitschleife samt aller damit verbundenen Aspekte integriert war.

Die in dieses Geflecht eingebundenen »niederen Lebensformen« mögen ob dieser Erkenntnis erbittert oder verzweifelt sein, sie mögen fluchen oder mit den Tränen der Ohnmacht kämpfen, sich ausgenutzt, hintergangen und verraten fühlen – es ändert nichts daran, dass nun die Ereignisse ihrem Höhepunkt entgegenstreben. Und mit dem Kosmokraten Hismoom in eigener Person soll ein Faktor die Bühne betreten, dessen Macht die Karten ganz neu mischt ...


Rainer Castor