PERRY-RHODAN-Kommentar 2193


TREROK, HAYOK UND DIE »OLDTIMER« (I)


Der nicht-adlige Tai-Laktrote, geboren am 9. November 1259 NGZ auf Zalit, ist ein 1,82 Meter großer, athletisch-kräftiger Mann mit rotbrauner Haut und dunkelbraunen Augen, der das rückenlange Kupferhaar häufig zum Zopf gerafft trägt und meist in eine enge blauschwarze, lederartig wirkende Kombination gekleidet ist.

Seine bis zur Schädelmitte reichende Stirnglatze zeigt in Gold eine zweiköpfige Raubkatze. Dies ist, wie wir inzwischen wissen, nur scheinbar eine Tätowierung, sondern besteht aus mehr als einer Million querionischer Mikromodulen, die für sich, in beliebigen Kleingruppen oder auch als Ganzes agieren können. Sie stehen direkt mit seinem Bewusstsein in Verbindung, sind auf ihn abgestimmt und das Kennzeichen eines Maranothar, lemurisch für »Befugter«. Jede Einzeleinheit ist nur etwa einen Zehntel Millimeter groß und weitgehend autark.

Trerok gilt als zurückhaltender Mann, der seine unbestrittenen Fähigkeiten nicht hervorkehrt, aber von einem gewissen geheimnisvollen Flair umgeben ist. Humorvoll-ironisch, mitunter aber auch beißend, überzeugt er intellektuell wie als Dagormeister im körperlichen Einsatz. Der Zaliter ist mit der Stellvertretenden Chefmedikerin Uruula liiert und seit dem Tod Kal da Quertamagins Chefwissenschaftler der KARRIBO.

Zunächst hatte er auf Zalit studiert und geforscht – Hauptfachgebiete Hyperphysik und Raumschiffskonstruktion –, fiel hier Ka’Marentis Aktakul auf und wurde von diesem nach Urengoll abgeworben. Mit der höchsten Geheimhaltungsstufe ausgestattet, leitete er ab Anfang 1300 NGZ beispielsweise den Aufbau der getarnten Großtransmitterstation auf dem Kontinent Hog-Ghisterun von Zalit, mit der das Arkon-System versorgt wird. Ab Ende 1305 NGZ war er auf der neuen Yobilyn-Werft an der Entwicklung der Khasurn-Raumer der GWALON-Klasse beteiligt ...

»Würde es dich nicht reizen, die lemurischen Hinterlassenschaften im Hayok-Sternenarchipel zu erforschen?«, hatte ihn Mascantin Ascari da Vivo dann am 23. August 1309 NGZ gefragt. »Verbunden damit wäre der Posten des Stellvertretenden Chefwissenschaftlers auf der KARRIBO. Ich brauche fähige Leute wie dich!«

Ihr »Lockmittel« hatte den Zaliter ungemein gereizt. Nach kurzer Bedenkzeit stimmte er dem Angebot der Mascantin zu, stürzte sich mit Eifer in die Arbeit und sichtete zunächst die vorhandenen Ergebnisse, denn vor allem auf Hayok und Korphyria gab es eine ganze Reihe Artefakte und Ruinen. Konkrete, für Trerok als Hyperphysiker interessante Ergebnisse seiner Lemur-Forschung blieben zunächst aus.

Der geschichtliche Hintergrund war, dass der Sternhaufen vor rund 55.000 Jahren als 21. Tamanium zum Großen Tamanium der Lemurer gehört hatte. Die Welten wurden seinerzeit von den Halutern quasi in die Steinzeit zurückgebombt, gefolgt von einem langsamen, mühsamen Wiederaufstieg.

Hayok hieß bei den Lemurern Atrut, was soviel wie »vorwärts, empor« bedeutete. Der einzige Planet der gleichnamigen kleinen roten Sonne gehörte zu den im Lemurischen Kriegskalender aufgeführten Psionischen Bastionen! In die Planetenkruste wurde eine beachtliche Menge stabiler Psi-Materie eingepflanzt. Die sie umgebenden starken Energiefelder und die von ihr emittierte Streustrahlung sollte die Haluter lethargisch werden lassen.

Wo sich heute die Etamo-Lagune ausdehnt – in Wirklichkeit ein riesiger Krater als Hinterlassenschaft jenes entscheidenden Haluterangriffs im 91. Kriegsjahr, dem damals auch das Ulbradan-Sonnendreieck durch einen gewaltigen Paratron-Aufriss zum Opfer fiel –, hatten unter anderem einmal die drei Steuerpyramiden des Sonnentransmitters aufgeragt.

Sie, wie auch weite Bereiche der 1311 NGZ wieder entdeckten subplanetarischen Anlagen, wurden vernichtet. Verdichteter Feinstaub, zerfetzte Trümmer und verbogene Metallskelette bestimmten die ehemaligen Tiefetagen. Erst in einer Tiefe von 376 Metern wurde ein halbwegs unbeschädigtes Stockwerk entdeckt, und je tiefer man vorstieß, desto besser erhalten war zumindest die architektonische Grundstruktur.

Weil stets nur leere Riesenhallen gefunden wurden, war Treroks Enttäuschung groß. Es gab keine funktionierende Energieversorgung mehr, die Aggregate waren noch von den Lemurern vor dem Haluterangriff demontiert und abtransportiert worden. Und mit der letzten Etage in 835 Metern unter dem Oberflächenniveau war Schluss gewesen. Weder Hohlraumresonatoren noch Hypertaster hatten angesprochen, unter dem Lemur-Metall-Fundament gab es scheinbar nichts anderes mehr als Festlandfels.

Trerok und seine Leute hatten quasi jeden Quadratzentimeter unter die Lupe genommen, keinen Zugang entdeckt, keinen Hinweis – und doch war der Zaliter sicher gewesen, dass es in größerer Tiefe noch mehr geben musste. Lemurische Tiefbunkeranlagen hatten nach aller bisheriger Erfahrung, insbesondere bei Steuerpyramiden für Sonnentransmitter, Größenordnungen von mehreren Kilometern erreicht. Und ausgerechnet hier sollten es nur 835 Meter sein?

Seine Hartnäckigkeit wurde belohnt, denn schließlich wurde er doch noch fündig: Komplett eingebettet ins rote Lemur-Metall einer fünf Meter durchmessenden Säule, fand er einen geheimen Transmitter mit autarker Energieversorgung, der durch so genannte Labyrinth-Kristalle gegen mechano-energetische wie auch paranormale Ortungsmethoden geschützt war. Es gelang Trerok, den Transmitter zu aktivieren. Und erst jetzt lieferten die Ortungsgeräte Streustrahlungs-Ergebnisse in rund 1200 Metern Tiefe, weil dort unten Aggregate anliefen; solche allerdings, die nur zu einem kleinen Teil lemurische Charakteristika aufwiesen!

Auf einer Grundfläche von annähernd zwölf mal zwölf Kilometern erstreckte sich bis in Tiefen von fast dreitausend Metern das angemessene Areal, zugänglich allein durch den Geheimtransmitter, den Trerok nach einigem Zögern benutzte ...

Rainer Castor