PERRY-RHODAN-Kommentar 2181


NOCHMALS: THOREGON-PULSE (II)


Als die SOL den PULS von DaGlausch erreichte, wurde von Gucky eine »dicke Suppe« auf paranormalem Niveau beobachtet, »fast zum Schneiden«, wie er sich ausdrückte. Die Messungen mit der Aura-Zange haben ergeben, dass der gesamte »Innenraum« des Ersten Thoregons von vergleichbaren superhochfrequenten hyperenergetischen Feldern erfüllt ist, die in dieser Form – davon sind Myles Kantor und die Wissenschaftler der SOL überzeugt – im Standarduniversum nicht vorzufinden sind.

Schon anderer Stelle wurde angesprochen, dass Raum und Zeit überhaupt erst im Zuge des Eindringens normaluniverseller Objekte und der Stabilisierung durch die beteiligten Superintelligenzen Einzug in einen PULS halten. Im Umkehrschluss könnte also die zunächst gemessene Ausdehnung eine Illusion sein, weil die wahre Natur vielleicht eine ganz andere ist, weil es ohne Raum und Zeit in der vertrauten Weise natürlich auch keine Virtuelle Materie geben kann (PR-Kommentar 2177).

Meinte der ES-Bote Lotho Keraete vielleicht genau das, als er am 20. Dezember 1303 NGZ beim Vordringen in den PULS von DaGlausch recht ausführlich auf diese Thematik einging? Seinen Ausführungen zufolge entstand im hyperphysikalischen Zentrum des Kessels jener Punkt, der nicht nur aus Sicht des Standarduniversums eine Singularität darstellt.

Dort enden Raum und Zeit in der uns vertrauten Weise, es ist der Fokus, der ins Außerhalb jenseits des Ereignishorizonts führt. (...) Überspitzt ausgedrückt, könnte man auch sagen, dass deshalb in dem Absoluten Vakuum keine Quantenfluktuationen vorkommen, weil es selbst in gewissem Sinne eine solche darstellt. (...)

Was als Enklave eines Absoluten Vakuums umschrieben wird, ist ein Phänomen, das außerhalb der vertrauten Begrifflichkeit liegt – nicht nur der des Standarduniversums, sondern auch des Multiversums, denn es entzieht sich sogar den Gesetzmäßigkeiten des Moralischen Kodes und seiner Kosmonukleotide sowie dem Zugriff der Hohen Mächte. Schon aus diesem Grund ist es stets ein höchst instabiler Zustand, der häufig bereits im Augenblick seiner Ausbildung wieder vergeht, maximal aber einige hunderttausend Jahre anhält. (...)

Um das Außerhalb des Absoluten Vakuums, für das sogar das GESETZ keine Gültigkeit hat, richtig einschätzen zu können, kommt es darauf an, das Innerhalb korrekt einzuordnen. Schon der Sprung vom Blick auf das einzelne Standarduniversum hin zur Vielfalt der Paralleluniversen ist ein gewaltiger. (...) Der Moralische Kode besteht aus Kosmonukleotiden, über die eine Einflussnahme auf Teilbereiche wie ganze Universen möglich ist; das Multiversum ist das Wirkungsfeld der Kosmokraten und Chaotarchen. Aber meint ihr wirklich, das sei schon alles? Heilige Milchstraße, gesegnet sei die Einfalt! (PR 2048)

Von Alaska Saedelaere als ehemaligem Piloten eines Virtuellen Schiffs war damals zu erfahren, dass mit »Stabilisierung des PULSES« jener Effekt umschrieben wird, der eine stabile Enklave vertrauter Raumzeit innerhalb des »Ereignishorizonts« entstehen lässt. Ein eigenständiges Miniaturkontinuum, das zwar weiterhin vom restlichen Multiversum, den Kosmonukleotiden des Moralischen Kodes oder kosmokratischen Einflussnahmen separiert ist, andererseits aber das Überleben sicherstellt. Und als Ganzes weiterhin im Außerhalb liegt, geschützt vom »Ereignishorizont« des Absoluten Vakuums.

Im PULS von DaGlausch sind für die Stabilisierung einerseits die Kräfte der sechs Superintelligenzen erforderlich, andererseits die Virtuellen Schiffe und ihre Piloten. Die Superintelligenzen stellen die notwendige »raumzeitliche Stabilisierungsenergie« zur Verfügung – von ES Eiris genannt. Sie geben die Bahnen vor, gewissermaßen eine grundlegende Prägung.

Die Gestalter in ihrem gemeinsamen Mikrokosmos der Bassins der Virtuellen Schiffe sind das Verbindungselement zur exakten Koordination. Die eigentliche Umsetzung ist Aufgabe der Piloten. Sie erfüllen das Ganze im Detail mit Leben, lassen Raum und Zeit in der uns vertrauten Art entstehen, machen den PULS zu einer Lebenszone.

Den Bordrechnern, so weit fortgeschritten deren Technik auch sein mag, fehlt es nämlich an einem maßgeblichen Element: Sie haben kein lebendiges Bewusstsein! Auch beim Entstehen eines zwar winzigen, aber doch neuen Minikontinuums ist wie im Multiversum insgesamt der maßgebliche Faktor der Beobachter: sich selbst bewusstes Sein, Bewusstsein eben (gemäß PR 2048).

Aussagen des Keloskers Dobrak mögen einen weiteren Ansatzpunkt zum Verständnis liefern: Er argumentierte, dass die uns vertraute Welt aus einfachen oder übergeordneten Illusionen besteht, die jedoch ihren Ursprung, ihren Ausgangspunkt in einer, wenn nicht sogar der Realität haben, mit der wir normalerweise nicht konfrontiert werden können. Dobrak wörtlich: Nur ganz außergewöhnlich übergeordnete Kraftlinien können Teile der Großen Realität in Form von Illusionen in unseren illusionären Bereich holen.

Von Perry Rhodan stammen folgende Überlegungen dazu: Vielleicht ist unser Universum wirklich nichts anderes als ein Schattenreich der Illusionen, und das, was die Schatten beziehungsweise Illusionen erzeugt, befindet sich außerhalb unserer Reichweite und unseres Vorstellungsvermögens. Dieser Gedanke ist erschreckend und tröstlich zugleich: erschreckend deshalb, weil Illusionen auch nur Illusionen hervorbringen können, tröstlich deshalb, weil die verborgene Realität der Existenz der Illusionen doch irgendwie einen tieferen Sinn gibt. Möglicherweise gibt es ein immerwährendes Wechselspiel zwischen Illusion und Realität (PR 763, 2048).

Ob all das auch im Ersten Thoregon Gültigkeit hat, bleibt abzuwarten – denn mit Objekt Armaire wurde die Besatzung der SOL mit etwas konfrontiert, was hier ganz bestimmt nichts zu suchen hat und noch Kopfzerbrechen bereiten wird: ein Kosmonukleotid!

Rainer Castor