PERRY-RHODAN-Kommentar 2140


HALB- UND SONSTIGE (HYPER-)RÄUME (II)


In der hyperphysikalischen Praxis der Betrachtung des Hyperraums gab es auf der Basis von Hilfskonstruktionen die Reduzierung auf »rein fünfdimensionale Parameter«. Ihre Behandlung oder Interpretation jedoch hing davon ab, wie es dem angetroffenen Phänomen am besten gerecht wurde, da die arkonidische Hyperphysik rein phänomenologisch geblieben war.

Sie hatte nur »Erklärungen« zu Beobachtungen geliefert, jedoch keine Basistheorien entwickelt, mit deren Hilfe Voraussagen hätten getroffen werden können. Dennoch eröffnete der durch die pragmatischen Arkoniden eingeführte »fünfdimensionale Hyperraum« bemerkenswerte Anwendungen und bestätigte jenen Sachverhalt, auf den schon Riemann im 19. Jahrhundert durch Zufall stieß, dass nämlich die Naturgesetze einfacher werden, wenn man sie konsistent in höheren Dimensionen ausdrückt.

Andererseits kam es auch zu eher hemmenden Auswirkungen: Weil das Kalup’sche Kompensationsfeld nicht in den Kontext der damaligen fünfdimensionalen Hyperphysik einzupassen war, wurde es schon während der Entwicklung in der Fachliteratur als »aus sechsdimensional übergeordneten Feldlinien bestehend« umschrieben. Arno Hieronymus Kalup selbst hegte dagegen sein Leben lang Zweifel, ob es sich wirklich um sechsdimensionale Strukturen handelte.

Trotz oder wegen seines Anteils an der Konstruktion des nach ihm benannten »Kalups« konnte er sich leider nicht gegen das »wissenschaftliche Establishment« durchsetzen. Überliefert ist allerdings sein derber Kommentar: Die Hintern mancher so genannter Größen aus Wissenschaft und Technik entwickeln in Bezug auf die Stühle, auf denen sie hocken, eine Anziehungskraft, die eher den Gesetzen der Starken Fundamentalkraft als der Gravitation folgen. Je mehr man an ihnen zerrt, desto stärker kleben sie dran. Statt offen für Neues zu sein, blockieren diese Damen und Herren den ganzen Forschungsbetrieb. (PR-Taschenbuch 402)

Das Ergebnis war in der Tat für Jahrhunderte ein »auf der Stelle treten«: Mit dem Lineartriebwerk war zwar eine Anwendung des »Halbraumeffekts« in die Praxis umgesetzt worden, doch es blieb bei dieser einzigen. Erst Jahrhunderte später kam noch der Halbraumspürer hinzu, und die etwas irreführend als »Situationstransmitter« umschriebene Anwendung erwies sich als Möglichkeit, quasi von außen einem Objekt einen Halbraum-/Linearflug »aufzuzwingen«. Theoretische Schubladenkonzepte Kalups wurden dagegen selbst dann nicht umgesetzt oder waren längst in Vergessenheit geraten, als es durch eine Erweiterung des Wissens vielleicht möglich gewesen wäre.

Hintergrund war unter anderem, dass sich viel zu lange sogar in Fachkreisen ein Modellbild festgesetzt hatte, das auf eine quasi nach oben offene Dimensionenleiter hinauslief und überdies noch zwischengeschobene »halbzahlige« Räume integrierte. Daran änderte sich auch wenig bis gar nichts, als mit der Erforschung der Paratron-Technologie erweiterte Erkenntnisse vor allen hinsichtlich anderer Universen in das zur Recht als »Stückwerk« umschriebene Modell »des Hyperraums« einflossen.

Halbraum oder instabile Librationszone, »normaler« fünfdimensionaler Hyperraum, Hypersexta-Halbspur oder Dakkarzone, die Sechste Dimension, Septim-Parallelspur, die Siebte Dimension, im Zusammenhang mit den Koltonen schließlich sogar die Gyshon-Dimensionsfalten auf der Basis von elfdimensionaler Energie, Verwirrung um die »negative Strangeness« und bei anderen Aspekten der von Hamiller eingeführten penta-symodalen Variablen, Sato Ambushs Pararealistik der parallelen Wirklichkeiten und viel Rätselraten hinsichtlich des UHF- und der noch höheren Bereiche des hyperenergetischen Spektrums ...

Generationen von Forschern türmten Schicht auf Schicht, erweiterten hier, dann dort, bis das Ergebnis eher dem skurrilen Äußeren eines Posbi-Fragmentraumers glich, von einem vertieften Verständnis offensichtlich jedoch immer weniger die Rede sein konnte. Um 430 NGZ beschäftigte sich Geoffry Abel Waringer beispielsweise mit dem Versuch, das hyperenergetische Spektrum als Flächendiagramm zweidimensional darzustellen, weil es Hyperkräfte und -wirkungen gibt, die sich, obwohl ihnen die gleiche Hyperfrequenz zugeordnet wird, in ihrer Wirkung dennoch grundlegend unterscheiden. (PR-Computer 1258)

Ein Phänomen, das seit der Einführung des Kalups neben dem Hef als Frequenzeinheit immer wieder für Verwirrung sorgte: Kalup-Hyperfrequenzen oberhalb von 1 kommen einerseits nur als ganzzahlige Werte vor, während das für die Skala der hyperenergy equivalent frequency nicht gilt, andererseits ergibt die gleichzeitige Bestimmung von Kalup und Hef mitunter Werte, die nicht in direkter Korrelation zueinander stehen. Hyperbarie auf der Hef-Skala kann bei gleichzeitiger Messung also durchaus Hyper-Psi auf der Kalup-Skala bedeuten.

Die nach Attaca Meganon benannte »Meganon-Welle« (korrekter eigentlich »Meganon-Faktor«) spielt hierbei eine maßgebliche Rolle. Mit ihr wird die »zusätzliche Eigenschaft« des hyperenergetischen Spektrums verbunden, die mit Hilfe des camelotschen Hyperraum-Resonators nachgewiesen werden kann.

Fassen wir zusammen: Der Hyperraum ist die übergeordnete Sphäre des Multiversums, in die alle realisierbaren Universen eingebettet sind (PR-Computer 1607). Unabhängig von der Betrachtung damit verbundener Teilkontinua wie den Halbraum oder die Dakkarzone oder was auch immer lässt sich dieses Multiversum als eine Superposition potenziell unendlich vieler Zustände beschreiben, die ein untrennbares Ganzes bilden.

Ob und welche davon real verwirklicht sind oder praktisch genutzt werden können, ist eine ganz andere Frage. Und wie der mit einem Thoregon verbundene PULS zeigt, ist selbst mit dem Multiversum noch längst nicht der Gesamtkosmos erfasst oder definiert ...

Rainer Castor