PERRY-RHODAN-Kommentar 2104
SERT-STEUERUNG


SERT steht für Simultane Emotio- und Reflex-Transmission.

Das Prinzip datiert aus der ersten Hälfte des 25. Jahrhunderts alter Zeitrechnung und wurde seinerzeit erstmals beim PALADIN-Roboter praktisch eingesetzt.

Der Siganese Harl Dephin war der einzige Mensch seines Volkes, der Aber die parapsychische Fähigkeit eines »Gefählsingenieurs« verfügte und somit als Emotionaut eingestuft wurde.

Aufgrund ihrer halbmutantischen Einstufung waren damals Emotionauten Mangelware. Erst in den nachfolgenden Jahrhunderten konnten deshalb ihre Fähigkeiten mehr und mehr zum Einsatz kommen und die Anwendungsgebiete bis hin zur Steuerung von Raumschiffen durch »reine Gedankenkraft« umgesetzt werden.

Nicht nur die besondere Schulung der Begabung war damit verbunden, sondern auch eine Vielzahl chirurgischer Gehirneingriffe, biologischer Zwangsveränderungen und chemischer Aktivierungsprozesse.

Emotionauten waren etwas Besonderes; ihr Symbol stellte Gesicht und Schädel eines Mannes dar, dessen Hirnschale von einer leuchtenden Metallhaube umschlossen wurde.

Ein Emotionaut hatte die Fähigkeit, seine Gedanken- und Vorstellungsmuster Aber Schaltvorgänge aller Art unter Umgehung der befehlsleitenden Nervenbahnen und der ausfährenden Motorik beispielsweise der Hände direkt auf eine Spezialpositronik übertragen zu können.

Diese setzte die Befehlsimpulse mit Lichtgeschwindigkeit um und nahm all jene Schaltvorgänge vor, die von dem Emotionauten lediglich gedacht, nicht jedoch mechanisch durchgeführt wurden.

Genau dieses kennzeichnete die Besonderheit ebenso wie die zu überwindenden Schwierigkeiten.

Zwar waren in jener Zeit viele Möglichkeiten, die sich aus der UHF-Technik ergeben, noch unbekannt.

Gedankenzeichner und die direkte Informationsübertragung von Gehirn oder Bewusstsein auf Geräte gab es jedoch bereits früher.

Schon eine rein elektronische Abtastung von Hirnimpulsen war keine Besonderheit, und die paramechanische Technik der arkonidischen Simultan- und Fiktivprojektoren konnte lange vor der SERT-Haube als ausgereift betrachtet werden.

Aber nicht die Aufnahme, Übertragung und Rückkopplung war das Problem, sondern die besondere Kombination, als Emotionaut ohne körperliche Reaktion eine direkte Befehlsgebung zu bewirken, verbunden mit der positronischen Auswertung und Umsetzung über die Aufspaltung einer Vielfach-Weichenschaltung hin zu direkten Steuerimpulsen.

Schließlich musste ein Einzelner das komplett übernehmen, das sonst mit extrem hohem Personalbedarf zu erledigen war!

Die Simultane Emotio- und Reflex-Transmission der Haube übermittelte die Gedanken so, als sei der Emotionaut selbst die SERT-gesteuerte Anlage.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Reiz-Reaktions-Ablauffolge Wahrnehmung, Interpretation der Wahrnehmung, dann gedankliche und erst zum Schluss körperliche Reaktion, die wiederum zur Aktion einer Maschine fährte entfiel die zeitraubende motorische Umsetzung eines Gedankens.

Ein Emotionaut sah, dachte und handelte in ein und demselben Augenblick über die SERT-gesteuerte Apparatur ein ebenso informeller wie interaktiver Vorgang.

Für lange Zeit war die Schiffssteuerung durch Emotionauten das Beste, was auf diesem Sektor geleistet werden konnte.

Das änderte sich erst, als Rechnersysteme und -netzwerke zum Einsatz kamen, die noch eine Tick schneller und besser waren.

Mit ihnen und der Vervollkommnung des Logik-Programm-Verbunds wurden die Vorteile der SERT-Steuerung übertroffen, denn mit der Schnelligkeit eines syntronischen Rechnerverbunds konnte auch kein Emotionaut konkurrieren.

Erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts NGZ gab es beispielsweise beim Terranischen Liga-Dienst wieder erste Experimente hinsichtlich der SERT-Steuerung so wurde Roman Muel-Chen im TLD-Tower ausgebildet und galt 1290 NGZ als der einzige Emotionaut der Menschheit, imstande, mit einer SERT-Haube die SOL zu manövrieren.

Da Ertruser seit jeher dank ihrer unglaublichen Reflexe zu den besten Raumfahrern der bekannten Milchstraße zählten, gewann in einer Zeit, da von einem Ende der syntronischen Epoche gesprochen wurde, das »menschliche Element« wieder sehr an Bedeutung.

Mit Aufkommen der KorraVir-Gefahr und der Umstellung auf rein positronische oder positronisch-syntronische Hybridsysteme erfuhr auch das SERT-Prinzip eine Renaissance. Begünstigt wurde diese Entwicklung dadurch, dass auch die positronische Entwicklung nicht stehen geblieben war.

Schon die Hardware ließ sich schwerlich mit jener vergleichen, die beispielsweise zur Zeit Epetrans beim Endausbau des späteren Robotregenten Verwendung fand.

Hinzu kam dann noch die Software bessere Programme, komplexe Algorithmen und was der Dinge mehr sind.

Dem hatte die mit der LFT assoziierte Kreit-Koalition Rechnung getragen und nahe der Hauptstadt Baretus auf Ertrus die Emotionautenakademie Ertrukar eingerichtet, deren erste Absolventen im September 1303 NGZ zur Verfügung standen.

Wurden verbesserte Soft- und Hardware beräcksichtigt und mit ertrusischen Reflexen und ihrer Reaktionsschnelligkeit verbunden, überdies besondere Schulungsprogramme absolviert beispielsweise zur Konzentrationssteigerung auf der Basis diverser Meditationstechniken wie dem Dagor war klar, dass die Ertruser mit ihrer Emotionautenschule eine neue Epoche eingeleitet hatten: Die SERT-Steuerung wurde nicht nur von ihnen verbessert, sondern es gab auch eine Anpassung an die ohnehin reaktionsschnellen Mitglieder ihres Volkes.

Inzwischen bedarf es keiner halbmutantischen Begabung mehr wie noch zur Anfangszeit der Emotionauten.

Auf Terra nahm folglich zum 1. Januar 1307 NGZ die Emotionautenakademie Terrania ihren Ausbildungsbetrieb auf, so dass auch die LFT wieder in geringem Umfang Emotionauten schult. Zim November ist einer von ihnen!

Rainer Castor