PERRY-RHODAN-Kommentar 2095


DIE DORFIER-PEST


Erstmals gehört haben wir von der DORIFER-Pest Anfang des Jahres 1174 NGZ: Mit Paunaro, Voltago und Icho Tolot war Perry Rhodan an Bord der TARFALA ins Innere des Kosmonukleotids DORIFER vorgestoßen. Ein weiterer »Begleiter« war Prryns, auch »Prinz der Schmetterlinge« genannt – ein Wesen vom Aussehen eines schlanken, roten Kristallkegels, dessen angestammter Lebensraum angeblich DORIFER war.

In einer der potentiellen Welten wurde diese unsichtbare, überlichtschnelle Gefahr beobachtet; in der 300 bis 600 Jahre weit in der potentiellen Zukunft gelegenen, Ronoziil genannten, elf Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernten Sterneninsel. Prryns sagte dazu: Ich habe unzählige potentielle Zukünfte besucht und bin in vielen davon eine Weile geblieben. Oft habe ich diese Gefahr bemerkt. Sie ist nicht auf die Psiqs beschränkt, die euer Universum betreffen. Überall gibt es diese Gefahr. Einst ist sie in einem der Psiqs entstanden. Aber DORIFER ist ein Brüter ... Und jedesmal, wenn ein infiziertes Psiq an einem Brutprozeß teilnimmt, kopiert die Gefahr sich weiter. Ich habe sie DORIFER-Pest genannt. (PR 1595)

Auf Rhodans Nachfrage, ob die DORIFER-Pest in der Wirklichkeit nicht existiere, antwortete der Prinz der Schmetterlinge: Nicht in deiner Wirklichkeit, Perry Rhodan. Noch nicht. Doch du weißt, daß aus den Psiqs die tatsächliche Zukunft sämtlicher Universen entsteht. Wenn es die DORIFER-Pest schafft, in einen kosmischen Messenger kopiert zu werden, ist auch das reale Universum infiziert. Dann wird die Pest euch vernichten. (PR 1595)

Die letzteren Aussagen sind, wie wir inzwischen wissen, mit Vorsicht zu genießen: Prryns mag sich zwar in den potentiellen Welten DORIFERS ausgekannt haben, doch über das »Außerhalb« kann er nur unzureichend informiert gewesen sein. Er behauptete weiterhin zwar, die beobachtete Gefahr DORIFER-Pest genannt zu haben, doch auch hier können Zweifel angemeldet werden, inwieweit er der tatsächliche Namensgeber war – von Taurec betrogen, brachte er auch Rhodan nicht unbedingt Vertrauen entgegen: Ich war ein erzwungener Weggefährte! Ich werde niemandem wieder Vertrauen schenken, der mich betrügen könnte ... (PR 1595)

Fest steht jedenfalls, daß die DORIFER-Pest im Standarduniversum auftrat: Die Flucht der Gestalter vor ihr aus der Galaxis Pharau sei als Beispiel genannt – und Pharau, auf der Erde auch als UGC 8313 bekannt, ist »nur« 3,27 Millionen Lichtjahre von Karakhoum und etwa 27 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt.

Was es genau mit der DORIFER-Pest auf sich hat, erfuhren wir erst jetzt im Zusammenhang mit dem gestrandeten Chaotender ZENTAPHER: Analog den Biophoren der Sporenschiffe trug ZENTAPHER in der fliegenden Stadt Box-ZENTAPHER die Quanten der Nukleotiden Pest – das wirkungsvollste Massenvernichtungsmittel, das den Chaotarchen bekannt ist!

Das eigentliche Innere von Box-ZENTAPHER bestand aus einer einzigen Lagerhalle von sieben Kilometern Länge, 300 Metern Breite und ebensolcher Höhe. In stabilen, regalartig übereinandergestapelten Halterungen waren entlang den Längsseiten Zehntausende, vielleicht auch Hunderttausende silbern polierter Container-Fässer verstaut, Nekrophoren genannt.

In jedem Chaotender gab es mindestens ein Spezialboot, mit dem man direkt in Kosmonukleotide vordringen konnte. In ZENTAPHERS Fall war das die STERN. Da Kintradim Crux’ »Revier« unter anderem das Kosmonukleotid DORIFER war, wurde die Nukleotide Pest in seinem Fall DORIFER-Pest genannt. Sie konnte einerseits indirekt in DORIFER zum Einsatz gebracht werden – beispielsweise, um eine potentielle Zukunft, die irgendwo in den Psiqs entstand, gezielt unbrauchbar zu machen –, andererseits aber auch direkt in Galaxien des Standarduniversums.

Die nach Aberbilliarden zählenden Koagulate entwichen im Augenblick der Öffnung des Behälters, entmaterialisierten unter einem optischen Effekt wie Funkenregen, verteilten sich entlang den Gravitationslinien einer Galaxis – und traten dort ins vierdimensionale Kontinuum ein, wo sich große Mengen von Vitalenergie ballten, in der Regel also besiedelte Planeten, weil die dreißig bis vierzig Milliarden am höchsten entwickelten Lebewesen von den Bioziden als Ziele identifiziert wurden.

Es handelte sich gewissermaßen um »antipsionische Wirkungsquanten« (siehe auch PR-Kommentar 2092). In einer schwächeren, modifizierten Form haben wir diese schon als Nega-Psi kennengelernt: eine negative psionische Kraft in Gestalt »psionischer Wirbelfelder«, die an den psionischen Kraftfeldlinien des Standarduniversums »fraß« und sie – verbunden mit Schockimpulsen – auflöste.

428 NGZ wurde das Nega-Psi im Hyperbereich über dem Planeten Crabb durch die Selbstaufopferung von Stein Nachtlicht eliminiert. Später wurde das Nega-Psi – erzeugt durch die apfelgroße, grüne Kristallkugel eines Psiklotrons – vom Herren der Elemente auf EDEN II gegen ES eingesetzt, um die Bewußtseinskomponenten der Superintelligenz in die Negasphäre zu reißen. Dieser Angriff konnte im letzten Moment vereitelt werden. (PR 1260)

Die Biozide koppeln sich an Lebewesen und bewirken die spontane »Verbrennung« jeglicher Vitalenergie; die betroffenen Wesen unterliegen somit einer unkontrollierten, spontanen Mutation, die mit dem Tod endet. Die Freisetzung des Inhalts einer Nekrophore bedeutet stets eine galaktische Katastrophe, die sich mit Überlichtgeschwindigkeit verbreitet und von einer Vielzahl hyperphysikalischer Phänomene begleitet wird.

Die »Gefahrgutfässer« mit einer Masse von exakt 1,888 Tonnen konnten ausschließlich in der Negasphäre hergestellt werden. Da diese nicht mehr existiert, wird es zwar keinen Nachschub, aber leider noch an anderer Stelle genügend Vorräte geben – schließlich beschränkt sich das Instrumentarium der Mächte des Chaos nicht allein auf ZENTAPHER ...

Rainer Castor