Das Hypertakt-Triebwerk der SOL erstellt ebenfalls Miniaturuniversen: Bei der als Hypertakt-Modus umschriebenen Betriebsform werden weder Schiff noch Besatzung entmaterialisiert – es gibt demzufolge auch keinen Entzerrungsschmerz und dergleichen –, obwohl es zu dem für dieses Triebwerk charakteristischen 1230-Hertz-Takt mit 1230 Übergängen zum Hyperraum pro Sekunde kommt. Hierbei wird von »weichen Transitionen« gesprochen, weil es keine vollständige Ent- und Rematerialisation bei jedem Einzelsprung gibt, sondern stets ein teilweises Eintauchen ins Standarduniversum – gefolgt von einem ebenso weichen Abstoßen aus dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Gefüge.
Zum Eintritt in den Hyperraum dient das auf der Paratron-Technologie basierende Hypertakt-Aufrißfeld. Gleichzeitig wird eine gepulste Grigoroff-Blase errichtet, deren Takt mit den »weichen Transitionen« identisch ist: Im übergeordneten Kontinuum selbst erreicht die Grigoroff-Feldstruktur »volle Leistung« und dient der Abschirmung, so daß sich die SOL im Bereich eines eigenständigen Miniaturuniversums befindet. Das Innere der sogenannten Hypertakt-Vakuole bewahrt hierbei die bekannte vierdimensionale Metrik.
Hypertakt-Aufrißfeld und Grigoroff-Blase sind gleichgepolt-gestaffelte Hyperfeldhüllen. Der Unterschied zwischen beiden Hyperfeldern besteht darin, daß das Hypertakt-Aufrißfeld stationär projiziert wird, während die gepulste Grigoroff-Blase einer dem Halbraumeffekt vergleichbaren Kombination von Koordinatenverzerrung und Rotation unterliegt. Durch Auslenkung aus der konzentrischen Schichtung der Hyperfelder, wobei ein »Rückschnellen« der inneren Hülle in die alte Position durch die Energiezufuhr der Projektoren verhindert wird, bedingt die »Entladung« einen hypermechanischen Impuls, weil sich die gleichgepolten Felder abstoßen und folglich eine Kraft mit exaktem Vektor entsteht.
Ein von Tautmo Aagenfelt und Blo Rakane als Ultrasemi-Manifestation umschriebenes Phänomen wurde im Zusammenhang mit der Kosmischen Fabrik MATERIA beobachtet: Obwohl MATERIA nicht in einen direkt sichtbaren Schutzschirm gehüllt war, zeigten die Meßergebnisse, daß das Gebilde von einer recht ausgedehnten Blase umgeben war, die dem Effekt einer »beruhigten Zone« entsprach (siehe PR-Computer 1972 und 1973).
Nach der Analyse sprachen Aagenfelt und Rakane von einem Entrückungsgrad durch extreme Feinjustierung, der nur noch Bruchteile, die quantenmechanischer Unschärfe gleichkamen, von der eigentlichen Transition entfernt war. Zu einem beliebigen Zeitpunkt der Beobachtung war also gar nicht eindeutig festzustellen, ob MATERIA überhaupt noch Bestandteil des Standarduniversums war oder schon zum Hyperraum gehörte. Als Sekundärerscheinung konservierte und stabilisierte das Feldinnere eine Enklave vertrauter Raum-Zeit-Struktur – auch das also ein Miniaturuniversum.
An der Ausbildung der »beruhigten Zone« MATERIAS war ein mit Carit verbundener Prozeß beteiligt. Wenn dieses einer exakt eingestellten hyperenergetisch-ultrahochfrequenten Induktion ausgesetzt wurde, kam es permanent zu Abstrahlungseffekten, die unter anderem die Ultrasemi-Manifestation ermöglichten. Hervorrufen ließ sich dieses, indem man die Emissionen von Hypertakt-Projektoren modifizierte und mit der Carithülle hyperenergetisch »kurzschloß«, wie es mit dem Projektorausstoß der PICCOLO gemacht wurde (siehe PR 1972).
Bei dem Prototyp-Experimentalschiff FORNAX, das die CIMARRON und die PERSEUS auf der Expedition von 1189 bis 1199 NGZ in den Fornax-Cluster begleitete, gab es neben einem herkömmlichen einen vektorierbaren Grigoroff. Dieser diente jedoch nicht dazu, in andere Universen vorzudringen, sondern zur Erforschung des übergeordneten Kontinuums.
Vorbild waren neben alten Forschungsunterlagen von Igor Grigoroff – der im Rahmen der von ihm eingesetzten Paratron-Technologie auch mit ineinander gestaffelten und mehrfach überlappten Semi-Manifestationsblasen experimentiert hatte – das sogenannte Ewigkeitsschiff der Cantaro: Dessen spezielles »Transitionstriebwerk« erlaubte das Eintauchen und Verweilen im Hyperraum. Neben dem stationären Aufenthalt war ein beliebiges Navigieren möglich, und die der Grigoroff-Schicht gleichenden Hyperfelder bewahrten das Schiff vor den Einflüssen des Hyperkontinuums.
Ausreichend groß bemessen, würde also eine durch einen solchen vektorierbaren Grigoroff erzeugte Enklave durchaus den in ZENTAPHER vorgefundenen Kabinetten entsprechen.
Anfang des Jahres 446 NGZ arbeitete Professor Waringer ebenfalls mit vektorierbaren Grigoroff-Projektoren, um die Möglichkeit von gezielten Reisen in andere Universen zu erproben: Ausgehend davon, daß ein Objekt unwillkürlich in einem fremden Universum rematerialisiert, wenn die schützende Grigoroff-Schicht plötzlich zusammenbricht, war Waringers Ziel ein Aggregat, das so an- und abgeschaltet werden konnte, daß dabei vorherberechnete und reproduzierbare Resultate erzielt wurden. Weil sich die exakte Justierung des Strangeness-Wertes als Hauptproblem erwies, wurden weitere Versuche in dieser Richtung letztlich aber eingestellt.
Letztlich kann auch die hyperdimensionale Kokonlagerung des Schwarms als Beispiel dienen: Bei ihr wurden nicht in den Innenbereich des Schmiegeschirms aufgenommene Sonnensysteme eingekapselt und in ein übergeordnetes Kontinuum abgedrängt, ohne hierbei eine wirkliche Ortsveränderung zu vollziehen – sobald nämlich der Schwarm weitergezogen war, erlosch die Kokonlagerung, und die betroffenen Systeme erschienen wieder an Ort und Stelle.
All das zeigt, mit welch ungewöhnlicher Konstruktion wir es bei ZENTAPHER zu tun haben, denn hier werden 612.000 Miniaturuniversen erstellt, stabilisiert und künstlich aufrecht erhalten!
Rainer Castor