Jedes Volk, das im Zuge der hyperphysikalischen Forschung mit Transitions-Strukturfeldern experimentiert, stößt nahezu zwangsläufig auf ein bemerkenswertes Phänomen, von dem sich eine ganze Untergruppe der sogenannten Transitions-Technologie ableitet: Während vollständig geschlossene Strukturfelder im allgemeinen zur tatsächlichen Transition führen, also zu einer Entstofflichung mit anschließender Rematerialisierung, bewirken unvollständig geschlossene Strukturfelder innerhalb ihres Wirkungsbereichs das Entstehen einer Mischzone zwischen konventioneller und übergeordneter Struktur, verbunden mit dem Effekt, daß Wechselwirkungen des Standarduniversums bis zu einem gewissen Grad »verdrängt« und somit (nahezu) nicht wirksam werden.
Häufig spricht man deshalb von »separaten Raumzeitnischen« oder »beruhigten Zonen«; umschrieben wird das Phänomen an sich als Semi-Transition oder Semi-Manifestation: lateinisch semi = »halb, teilweise«; lateinisch manifestus = eigentlich »handgreiflich machen«, zu manus »Hand«. Bei den Terranern wird Manifestation deshalb im Gegensatz zu Materialisation dann verwendet, wenn es sich um eine »ganzheitliche Verkörperung« dreht, die auch »unstoffliche Qualitäten« einschließt.
Vor allem drei Hauptkomponenten sind mit der Anwendung von Semi-Manifestation verbunden, nämlich Andruckabsorption (Trägheitsdämpfung), Schwerkraftsimulation (künstliche Gravitation) und Aufhebung der Schwerkraft (Antigravitation). Ihr kombinierter Einsatz ist einerseits für jede moderne Raumfahrt unabdingbar, andererseits kommen sie durch ihre weite Verbreitung ohne Rücksicht auf die Kenntnis der exakten Wirkungsmechanismen zum Einsatz.
Unter dem Strich ergibt sich deshalb ein pragmatischer Gewöhnungseffekt, der dem der Menschen des ausgehenden 20. Jahrhunderts zum »Strom« gleichkam, sprich der elektrischen Energie und ihrer Nutzung: Einsatzmöglichkeiten und Geräte des täglichen Lebens waren Legion, tieferes Verständnis und Detailkenntnis dagegen auf einen kleinen Expertenkreis beschränkt - für den Rest kam »Strom aus der Steckdose« ...
Feldstrukturen, bei denen der Grad der Entrückung zwar kontinuierlich Richtung »endgültigem Entmaterialisationspunkt« gesteigert werden muß, sich diesem aber nur asymptotisch annähern darf (weil mit vollständiger Schließung des Feldes eine Transition das Objekt ganz aus dem Standarduniversum reißt), machten für die Feinjustierung eine Handhabung notwendig, die erst durch Prof. Dr. Arno Kalups Halbraumforschung und die Einführung des »Kalups« als neue Maßeinheit für das hyperenergetische Spektrum auf eine sichere Basis gestellt wurde: Seither scheiterte man nicht mehr an der Stabilisierung, die ab einem gewissen Punkt bis dato stets zur vorzeitigen Transition geführt hatte.
Definitionsgemäß wird dem (Grenz-)Wert von exakt einem Kalup der Übergang (= Entmaterialisation) eines konventionell-manifestierten Objekt vom Standarduniversum zum potentiell-holistischen Zustand des n-dimensionalen Kontinuums zugewiesen. Der Bereich von 0 bis 999,99-Periode Millikalup (mKl abgekürzt) umfaßt die Semi-Manifestation, wobei die eigentliche »Entrückung« erst ab etwa 750 mKl deutliche Wirkung zeigt. Daß höhere Hyperfrequenzen der Kalup-Skala stets ganzzahlige Vielfache von einem Kalup sind, Werte im Millikalupbereich also zwangsläufig für Semi-Manifestation stehen, sei an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber erwähnt (auf die weiteren Zusammenhänge wird gegebenenfalls an anderer Stelle einzugehen sein).
Eine Feinjustierung von 999 mKl auf mehr als zehn bis zwanzig Stellen hinter dem Komma genau überschreitet im allgemeinen sogar die terranischen Möglichkeiten, erwies sich allerdings für die Praxis meist auch als überflüssig.
Anders dagegen nun die Meßergebnisse, die Tautmo Aagenfelt und Blo Rakane im Umfeld der Kosmischen Fabrik MATERIA erhalten: Obwohl MATERIA nicht in einen direkt sichtbaren Schutzschirm gehüllt ist, zeigen die Beobachtungen, daß das Gebilde von einer recht ausgedehnten Blase umgeben ist, die zweifellos dem Effekt einer »beruhigten Zone« gleichkommt. Eine Auswertung der Emissionsdiagramme erweist sich als schwierig, doch man hat es hier mit einem Phänomen zu tun, das dem einer Semi-Manifestation grundsätzlich entspricht, in seiner Leistungsfähigkeit allerdings deutlich über die bekannten Werte hinausreicht.
Nach einer ersten Analyse sprechen Aagenfelt und Rakane von einem Entrückungsgrad durch Feinjustierung, der nur noch Bruchteile von der eigentlichen Transition entfernt ist - »Bruchteile«, die quasi in quantenmechanische Unschärfe hineinreichen! Heißt mit anderen Worten: Zu einem beliebigen Zeitpunkt der Beobachtung ist gar nicht eindeutig festzustellen, ob MATERIA überhaupt noch Bestandteil des Standarduniversums ist oder schon zum Hyperraum gehört - allein die angewandte Meßmethode entscheidet, ähnlich wie beim Wellen- und Teilchenaspekt von Materie. Weiterhin sieht es so aus, daß als Sekundärerscheinung das Feldinnere MATERIAS eine Enklave vertrauter Raum-Zeit-Struktur konserviert oder stabilisiert.
Beides dürfte in einer Umgebung wie der nahe dem zentralgalaktischen Schwarzen Loch unabdingbar zu sein. Welche technologischen Erkenntnisse sich letztlich aus den gemachten Beobachtungen im einzelnen ableiten lassen, bleibt abzuwarten.
Apropos 1972: Das Passagierschiff QUEEN ELISABETH brennt im Hafen von Hongkong aus; in Londonderry kommt es zum »Bloody Sunday«; die US-Sonde MARINER 9 sendet Fotos vom Mars; PIONEER 10 wird mit einer Botschaftstafel ins All gestartet; bei den olympischen Spielen in München kommt es zum Überfall arabischer Terroristen auf die israelische Mannschaft ...
Rainer Castor